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Ausscheidungsurographie (Urogramm): Kontrastmittel-Röntgen der Nieren
Abkürzungen: IVP (Intravenöse Pyelographie), AUG (Ausscheidungsurographie), Urogramm.
Indikationen für ein intravenöses Urogramm
Die Indikationen zur Ausscheidungsurographie werden immer mehr von der Computertomographie (nativ oder mit KM) zurückgedrängt, welche hinsichtlich Sensitivität und Spezifität in fast jeder Fragestellung überlegen ist. Ohne die Verfügbarkeit einer Computertomographie ist die Urographie eine diagnostische Option bei: Harnsteinen, Hämaturie, rezidivierende Harnwegsinfektionen, Nephrolithiasis, Harnstau, Urothelkarzinome, Nierentrauma und Fehlbildungen der Harnwege.
Untersuchungablauf einer Ausscheidungsurographie
Patientenvorbereitung:
Eine Prämedikation kann die Nebenwirkungsrate des jodhaltigen Kontrastmittels reduzieren: bei Niereninsuffizienz, allergischer Disposition oder Gefahr der Hyperthyreose, siehe Kapitel Jodhaltige Kontrastmittel. Die regelhafte Darmvorbereitung vor einem IVP konnte in randomisierten Studien keinen klaren Vorteil zeigen und verzögert die Untersuchung.
Technik der Ausscheidungsurographie:
Zunächst wird eine Abdomenübersichtsaufnahme (Leeraufnahme) mit leerer Harnblase angefertigt. Nur bei guten Untersuchungsbedingungen (kein Meteorismus oder Kontrastmittelreste von Voruntersuchungen) sollte Kontrastmittel verabreicht werden. Nach Infusion von Kontrastmittel (z.B. 1–1,5 ml/kgKG Kontrastmittel mit einer Konzentration von 300 mg/ml Jod) als schnelle Kurzinfusion erfolgen weitere Abdomenübersichtsaufnahmen zur Dokumentation der Kontrastmittelanflutung (Nephrographie) und Abfluss. Die 2–3 min Aufnahme dokumentiert die nephrographische Phase und sollte auf die Nieren eingeblendet werden, idealerweise mit Hilfe der Tomographie. Die weiteren Aufnahmen werden nach 6 min und 12 min veranlasst [Abb. i.v. Urographie mit Harnleiterstein]. Eine verbesserte Darstellung des Nierenbeckenkelchsystems kann durch eine abdominelle Kompression der Ureteren in den ersten Minuten durch spezielle Bauchgurte erreicht werden. Spätaufnahmen sind bei Zeichen des Harnstaus in vorangegangen Aufnahmen mit unzureichender Kontrastierung indiziert. 1–2 h nach KM-Gabe wird eine Halbseitenaufnahme der betroffenen Seite veranlasst [Abb. Spätbild im Urogramm bei Harnstau]. Spätbilder zur Dokumentation von Harnblasenentleerungsstörungen oder Harnblasentumoren werden durch die breite Verfügbarkeit der Sonographie nicht mehr durchgeführt.
Normalbefunde des Ausscheidungsurogramms
Leeraufnahme
Siehe Abschnitt Röntgen-Abdomen für die Normalbefunde der Leeraufnahme.
2–3 min Aufnahme
Das Kontrastmittel kontrastiert beide Nieren in gleicher Intensität und ohne Parenchymdefekte. Die konvexe laterale Seite ist glatt begrenzt. Die Nierenlänge beträgt normalerweise 11–12 cm, die Breite etwa 5 cm. Die Dicke des Parenchyms beträgt etwa 2–3 cm.
6 min-Aufnahme
Normalerweise können beidseits das Nierenbeckenkelchsystem und der proximale Ureter beurteilt werden, das Kontrastmittel sollte seitengleich ohne Aussparungen oder Zeichen der Obstruktion ausgeschieden werden. Die Nierenkelchanatomie wird in der Abbildung normale Röntgenanatomie der Nierenkelche beschrieben. Siehe auch Anatomie/Ureter für die normale Anatomie des Nierenbeckenkelchsystems mit seinen dendritischen oder ampullären Normvarianten.
12 min-Aufnahme
Normalbefunde sind die seitengleiche Kontrastierung der Ureteren und der Harnblase ohne Kontrastmittelaussparungen. Segmentale Engen können durch die Peristaltik erklärt werden, der Durchmesser des Harnleiters kranial der Enge sollte unter 8 mm betragen. Zeichen von Harnstau sind eine verzögerte Kontrastmittelausscheidung, plumpe Kelche mit dilatierten Kelchhälsen [Abb. radiologische Zeichen des Harnstaus], ektatische Nierenbecken und Erweiterung des Ureterendurchmesser, insbesondere im Seitenvergleich.
Spätaufnahmen
Je nach Kontrastierung der Harnwege und Abfluss des Kontrastmittels kann der Schweregrad der Harnstauung eingeschätzt werden und der Ort der Obstruktion lokalisiert werden.
Komplikationen der Ausscheidungsurographie
Fornixruptur:
die Diuresesteigerung des Kontrastmittels kann bei behindertem Urinabfluss zu einer Fornixruptur führen. Die Drucksteigerung im Nierenbeckenkelchsystem führt zu einer Fornixruptur und Extravasation proximal des Hindernisses, meist bei einem Harnleiterstein [Abb. Fornixruptur]. Die Ausbildung einer Fornixruptur erfordert die Einlage einer Harnleiterschiene. Bei Koliken sollte ein Urogramm nicht durchgeführt werden.
Komplikationen durch das Kontrastmittel
Siehe Kapitel jodhaltige Kontrastmittel.
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Literatur Ausscheidungsurographie
English Version: Intravenous urography