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Samenleiteraplasie: Congenitale bilaterale Aplasie des Vas deferens (CBAVD)
Definition der Samenleiteraplasie
Die kongenitale bilaterale Aplasie des Vas deferens (CBAVD) ist das beidseitige Fehlen der Samenleiter und ggf. Samenblasen, häufig mit Fehlbildungen des Harntrakts oder der Samenwege assoziiert (Tüttelmann u.a., 2008).
Epidemiologie
Einseitiges Fehlen des Samenleiters in 0,6 % bis 1 %. Die bilaterale Manifestation der Samenleiteraplasie (CBAVD) ist in 3% die zugrunde liegende Ätiologie für eine Azoospermie.
Ätiologie der Samenleiteraplasie
Mutationen des CFTR:
Mutationen des CFTR (cystic fibrosis transmembrane conductance regulator) führen zu einem beidseitigen Fehlen der Samenblasen und/oder Vasa deferentes. Eine Manifestation der zystischen Fibrose (Mukoviszidose) ist nicht obligat, die CBAVD gilt als Minimalmanifestation einer Mukoviszidose. Zahlreiche verschiedene Mutationen sind beschrieben worden, welche bei mindestens 80% der Männer mit CBAVD nachweisbar sind.
Assoziation mit unilateraler Nierenagenesie:
Patienten mit Samenleiteraplasie ohne nachweisbare CFTR-Mutationen haben in bis zu 40% eine renale Agenesie. Der Mechanismus für diese Störung ist unklar.
Klinik der Samenleiteraplasie
Unilaterales Fehlen des Samenleiters verursacht keine Beschwerden. Patienten mit CBAVD leiden unter Azoospermie mit Infertilität.
Diagnostik
- Spermiogramm: Azoospermie mit Zeichen der Samenwegsobstruktion (erniedrigter ph-Wert <7, niedriges Ejakulatvolumen, niedrige Fruktose).
- Unauffälliger Hormonstatus
- TRUS: ggf. Nachweis von fehlenden Samenblasen
- Mutationsanalyse des CFTR-Gens: bei palpatorisch fehlenden Samenleitern und bei Azoospermie.
Therapie der Samenleiteraplasie
Eine Therapie ist nur bei Kinderwunsch notwendig. Die Reproduktion ist durch intrazytoplasmatische Spermieninjektion möglich, das erhöhte Risiko an zystischer Fibrose (Mukoviszidose) ist zu beachten.
Genetische Beratung:
Die Mukoviszidose wird autosomal-rezessiv vererbt. Der Mann besitzt i.d.R. in beiden Allelen die CFTR-Mutation und wird sie in jedem Fall weitervererben. Die Partnerin hat das allgemeine Basisrisiko von 4–5% für die Trägerschaft einer CFTR-Mutation. Ohne genetisches Screening der Partnerin beträgt das Risiko des Kindes für Mukoviszidose ungefähr 1:100 (Basisrisiko 1:2500). Wenn bei der Partnerin häufige CFTR-Mutationen per Gendiagnostik ausgeschlossen werden können, wird das Risiko des Kindes für Mukoviszidose auf etwa 1:960 gesenkt (Lewis-Jones u.a., 2000) (Tüttelmann u.a., 2008).
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Literatur
Lewis-Jones, D. I.; Gazvani, M. R. & Mountford, R.
Cystic fibrosis in infertility: screening before assisted reproduction: opinion.
Hum
Reprod, 2000, 15, 2415-2417.
Tüttelmann, F.; Gromoll, J. & Kliesch, S.
[Genetics of male infertility].
Urologe A, 2008, 47,
1561-2, 1564-7
English Version: Congenital bilateral aplasia of the vas deferens (CBAVD)