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Epididymitis: Ursachen und Therapie der Nebenhodenentzündung
Definition und Ursachen
Die Epididymitits ist eine akute oder chronische Entzündung des Nebenhodens mit unterschiedlicher Ätiologie:
- Bakterielle Epididymitis
- Ausgelöst durch eine Harnwegsinfektion: Keimspektrum E. coli, Proteus, Klebsiellen, Pseudomonas, Staphylokokken.
- Ausgelöst durch eine sexuell übertragbare Erkrankung: Chlamydien, Mykoplasma genitalium oder Gonokokken.
- Tuberkulose: sehr selten (hämatogene Manifestation).
- Funikulitis: Infektion des Samenstrangs
- Nichtbakterielle infektiöse Epididymitis: Viren, Pilze oder Parasiten als Ursache
- Nichtinfektiöse Epididymitis: Trauma, autoimmun, Amiodaron-induziert oder idiopathisch
- Chronische Epididymitis: Krankheitsdauer länger als sechs Wochen
- Chronischer Nebenhodenschmerz
Epidemiologie der Epididymitis
Die Epididymitis ist häufig, bei Männern zwischen 15–60 Jahren beträgt die Inzidenz für eine Epididymoorchitis etwa 200–300/100.000.
Symptome der Nebenhodenentzündung
- Hodenschmerzen: druckschmerzhafter Nebenhoden.
- Fieber bei fortgeschrittener Entzündung
- Skrotumschwellung und Rötung
- klinische Zeichen der Urethritis sind nicht obligat.
- erhaltener Kremasterreflex
- Prehn-Zeichen positiv: abnehmender Schmerz bei Anhebung des Hodens ist typisch für die Nebenhodenentzündung. Das Prehn-Zeichen ist unzuverlässig.
- Komplikationen: Abszedierung, Urosepsis, Fournier-Gangrän
Diagnostik der Epididymitis
Harnröhrenabstrich:
Bei Verdacht auf sexuell übertragende Epididymitis sollten zusätzlich Harnröhrenabstriche zum Nachweis von Chlamydien, Mykoplasmen und Gonokokken asserviert werden.
Urin:
Sediment: Leukozyturie. Eine Urinkultur kann den Erreger identifizieren, ist jedoch negativ bei 40–90 % der Patienten.
Sonographie der Hoden:
In der Sonographie der Hoden zeigt sich ein vergrößerter Nebenhoden, oft mit Begleithydrozele [Abb. Sonographie einer Nebenhodenentzündung]. Wichtig ist der Ausschluss einer Abszedierung oder Beteiligung des Hodenparenchyms an der Entzündung [Abb. Sonographie einer abszedierenden Epididymorchitis] und Ausschluss einer Hodentorsion mit der Doppler-Sonographie.
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Skrotale Hodenfreilegung:
Die operative Hodenfreilegung ist indiziert bei Zweifeln an der Diagnose Nebenhodenentzündung zum Ausschluss einer Hodentorsion. Bei fraglicher Differentialdiagnose Hodentumor ist eine inguinale Freilegung notwendig.
Untersuchung der Harnblasenentleerung:
Harnstrahlmessung, Sonographie Harnblase, retrograde Urethrographie oder MCU werden nach abgeheilter Entzündung durchgeführt und dienen dem Ausschluss einer Harnblasen/Harnröhrenerkrankung. Dies ist v. a. bei anhaltenden Miktionsbeschwerden, Kindern und bei älteren Patienten indiziert.
Therapie der Epididymitis
Symptomatische Therapie:
Bettruhe, Hoden hochlagern, kühlen, Antiphlogistika wie Diclofenac 75 mg 1–0–1. Bei starken Schmerzen ist eine Leitungsanästhesie des Samenstrangs am äußeren Leistenring mit einem lang wirkenden Lokalanästhetikum (Ropivacain) möglich.
Antibiotikatherapie bei Epididymitis:
Nach der Gewinnung einer Urinkultur und ggf. Harnröhrenabstrichen wird bei Jugendlichen und Erwachsenen eine kalkulierte Antibiotikatherapie begonnen. Bei Kindern sind bakterielle Infektionen des Nebenhodens sehr selten, manche Autoren empfehlen nur bei Hinweisen für eine Harnwegsinfektion die Antibiotikagabe.
V. a. sexuell übertragene Epididymitis:
Bei nichtgonorrhoischer Ursache wird Doxycyclin 100 mg 1-0-1 p.o. über 10–14 Tage empfohlen. Wenn eine Gonorrhoe möglich ist, sollte zusätzlich Ceftriaxon 1–2 g i.m. einmalig verabreicht werden. Siehe auch Empfehlungen für die Therapie des Trippers und nichtgonorrhoische Urethritis.
V. a. aufsteigende Harnwegsinfektion:
z. B. Ciprofloxacin 500 mg 1–0–1 oder ein anderes Chinolon über mindestens 10 Tage. Alternativ oder bei schwerem Verlauf der akuten Epididymitis ist eine intravenöse Therapie indiziert: Ampicillin/Clavulansäure 2,2 g 1–1–1 i. v. oder Cephalosporin i. v. kombiniert mit Gentamicin 3 mg/kgKG 1–0–0 i. v. Bei fehlernder Besserung ggf. Umstellung der Antibiotikatherapie auf Reserveantibiotika wie Imipenem oder Meropenem.
Chirurgische Therapie:
bei einer therapierefraktären Nebenhodenentzündung besteht die Möglichkeit der Epididymektomie (Nebenhodenresektion). Lokale Komplikationen sind hierbei häufig (rezidivierende Infektionen, Wundheilungsstörungen, Notwendigkeit der Orchiektomie). Die Orchiektomie ist indiziert bei Epididymorchitis, bei Abszessen und bei Komplikationen nach Epididymektomie.
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Literatur
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T. S.:
Acute epididymitis.
In: BJU Int
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English Version: Diagnosis and treatment of epididymitis
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