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Alkalizitrate: zur Harnalkalisierung bei Nephrolithiasis oder Azidose
Indikationen für Alkalizitrate
Pharmakologische Harnsteinmetaphylaxe:
Alkalizitrate werden für die pharmakologische Harnsteinmetaphylaxe bei Harnsäuresteinen, Kalziumoxalatsteinen, Kalziumphosphatsteinen im Rahmen einer renalen tubulären Azidose und bei Zystinsteinen eingesetzt [siehe Metaphylaxe der Nierensteine].
Metabolische Azidose durch eine Harnableitung:
Vor allem die kontinente Harnableitung führt durch Resorption von Urinbestandteilen zu einer hyperchlorämischen metabolischen Azidose: Chlorid (Cl−) wird durch die Ileummukosa im Austausch gegen Bicarbonat (HCO−3) resorbiert, Natrium (Na+) im Austausch gegen Wasserstoffionen (H+). Eine orale Alkalisierung ist indiziert, wenn der Base Excess im venösen Blut unter -2,5 mmol/l fällt [siehe Nachsorge nach Harnableitung].
Wirkmechanismus der Alkalizitrate
Metabolische Azidose:
Alkalizitrate sind Salze der Citronensäure. Die Citrat-Komponente wird im Citratzylus zu Kohlendioxid (CO2), Wasser und Bicarbonat (HCO−3) metabolisiert. Das Alkali-Ion wird je nach Stoffwechsellage ausgeschieden oder retiniert.
Harnsteinmetaphylaxe:
Die renale Ausscheidung des erzeugten Basenüberschuss (siehe oben) führt zu einer Erhöhung des Urin-pH-Wertes. Dadurch erhöht sich der Dissoziationsgrad und somit die Löslichkeit von z.B. Harnsäure. Weitere Mechanismen führen zu einer vermehrten Citratausscheidung und verminderten Calciumausscheidung mit dem Urin, dies reduziert die Bildung von Calciumoxalat- und Calciumphosphatkristallen (Rinnab, 2004). [Siehe auch Metaphylaxe der Nierensteine]
Wirkstoffe (und Markennamen) der Alkalizitrate
Harnsteinmetaphylaxe:
Die Präparate werden am besten in Abhängigkeit des Natrium- und Kaliumgehalts sowie den Begleiterkrankungen (z.B. arterielle Hypertonie, Herzinsuffizienz, glomeruläre Filtrationsrate und Konzentration der Serumelektrolyte) ausgewählt.
- Calcium-Natrium-Hydrogencitrat (Acetolyt)
- Kalium-Natrium-Hydrogencitrat (Blanel, Uralyt)
- Citronensäure, Natriumcitrat und Kaliumhydrogencarbonat (Blemaren)
- Kaliumcitrat (Urocit, in Deutschland nicht verfügbar)
Metabolische Azidose:
Natriumhydrogencarbonat-haltige Präparate (z.B. Alkala, Bicanorm, Nephrotrans) werden als magensaftresistente Kapseln angeboten und sind gegenüber den oben genannten citrathaltigen Präparaten in der Regel nebenwirkungsärmer, insbesondere hinsichtlich gastrointestinaler Beschwerden.
Alkalizitrate und Nebenwirkungen
- GI-Trakt: Häufig treten Magen- oder Bauchschmerzen auf, die durch die CO2-Freisetzung im Magen ausgelöst werden. Seltener kommt es zu Durchfall oder Übelkeit. In Einzelfällen sind Magenrupturen (v.a. bei übermäßiger Einnahme von Brausetabletten) beschrieben worden.
- Bei kaliumhaltigen Präparaten besteht zusätzlich das Risiko einer Hyperkaliämie, insbesondere bei vorbestehender Niereninsuffizienz oder gleichzeitiger Einnahme kaliumsparender Medikamente
- Natriumreiche Präparate können zu Volumenbelastung und Hypernatriämie beitragen.
- Eine Alkalisierung des Urins kann bei Harnwegsinfektionen die Bildung von Phosphatsteinen begünstigen.
Alkalizitrate und Wechselwirkungen
Keine gleichzeitige Einnahme mit aluminiumhaltigen Substanzen (z.B. Antazida); es sollte ein zeitlicher Abstand von mindestens zwei Stunden eingehalten werden. Vorsicht ist geboten bei Medikamenten mit kaliumabhängiger Wirkung (z.B. Herzglykoside) sowie bei Substanzen mit veränderter Kaliumausscheidung (ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorblocker, kaliumsparende Diuretika wie Spironolacton, Eplerenon, Amilorid, Triamteren). Bei Risikopatienten ist eine Kontrolle von Serum-Kalium und Kreatinin nach Therapiebeginn und Dosisänderungen notwendig.
Kontraindikationen der Alkalizitrate
Schwere Niereninsuffizienz mit eingeschränkter Kaliumausscheidung, metabolische Alkalose, Harnwegsinfektionen mit harnstoffspaltenden Bakterien, zwingend natriumarme Diät und hyperkaliämische periodische Paralyse. Vorsicht bei bestehender Hyperkaliämie, schwere Herzinsuffizienz und dekompensierter Leberzirrhose.
Dosierung der Alkalizitrate
Die Dosierung der Alkalizitrate sollte schrittweise, je nach Indikation, anhand des Urin-pH-Wertes oder der venösen Blutgasanalyse titriert werden. Siehe Abschnitt Metaphylaxe der Harnsteine und Abschnitt Nachsorge nach Harnableitung zur Therapie der metabolischen Azidose durch eine Harnableitung.
- Typische Anfangsdosierung zur Metaphylaxe von Harnsäuresteinen: Kalium-Natrium-Hydrogencitrat 2,4 g alle 8 Stunden, die Abenddosis ggf. steigern. Der Urin-pH vor Einnahme sollte zwischen pH 6,2–6,8 liegen.
- Typische Anfangsdosierung zur Therapie der metabolischen Azidose: 50 mg/kgKG Natriumhydrogencarbonat in mehreren Einzeportionen über den Tag verteilen, eine Kapsel enthält je nach Präparat 500–1000 mg.
Vor und parallel zur Dosistitration sind regelmäßige Laboruntersuchungen, insbesondere Serum-Elektrolyte (Kalium, Natrium) und Nierenfunktion (Kreatinin), bei einer metabolischen Azidose zusätzlich eine venöse Blutgasanalyse. Die Häufigkeit der Kontrollen richtet sich nach dem individuellen Risiko für Elektrolytstörungen (Cave: Niereninsuffizienz, Leberinsuffizienz, ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Rezeptorblocker, kaliumsparende Diuretika).
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Literatur
Rinnab u.a. 2004 RINNAB, L. ; HAUTMANN,
R. E. ; STRAUB, M.:
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In: Urologe A
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URL https://dx.doi.org/10.1007/s00120-003-0515-0
T. Soygür, A. Akbay, and S. Küpeli, “Effect of potassium citrate therapy on stone recurrence and residual fragments after shockwave lithotripsy in lower caliceal calcium oxalate urolithiasis: a randomized controlled trial.,” J Endourology, vol. 16, no. 3, pp. 149–152, 2002, doi: 10.1089/089277902753716098.
M. Straub, W. L. Strohmaier, W. Berg, B. Beck, B. Hoppe, N. Laube, S. Lahme,
M. Schmidt, A. Hesse, und K. U. Koehrmann.
Diagnosis and metaphylaxis of stone disease. consensus concept of the
national working committee on stone disease for the upcoming german
urolithiasis guideline.
World J Urol, 23 (5): 309–323, Nov 2005.
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