Dr. med. Dirk Manski

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Ausscheidungsurographie (Urogramm): Kontrastmittel-Röntgen der Nieren


Ausscheidungsurographie (Urogramm): Leeraufnahme (links) und 12 min Bild (rechts): distaler Harnleiterstein rechts in einer kleinen Ureterozele des rechten Ureters. Das Kontrastmittel wird ohne Verzögerung und ohne Harnstau ausgeschieden.Mit freundlicher Genehmigung, Dr. R. Gumpinger, Kempten.
Abbildung Ausscheidungsurographie (Urogramm) mit distalem Harnleiterstein und Ureterozele

Indikationen zur intravenösen Urographie

Die Indikationen zur Ausscheidungsurographie werden zunehmend von der Computertomographie (nativ oder mit KM) zurückgedrängt, die hinsichtlich Sensitivität und Spezifität bei fast allen Fragestellungen überlegen ist. Ohne die Verfügbarkeit einer Computertomographie ist die Urographie eine diagnostische Option bei: Harnsteinen, Hämaturie, rezidivierende Harnwegsinfektionen, Nephrolithiasis, Harnstau, Urothelkarzinome, Nierentrauma und Fehlbildungen der Harnwege.

Abkürzungen und Synonyme: IVP (intravenöse Pyelographie), AUG (Ausscheidungsurographie), Urogramm.

Untersuchungablauf einer Ausscheidungsurographie

Patientenvorbereitung:

Eine Prämedikation kann die Nebenwirkungsrate des jodhaltigen Kontrastmittels reduzieren: bei Niereninsuffizienz, allergischer Disposition oder Gefahr einer Hyperthyreose, siehe Kapitel Jodhaltige Kontrastmittel. Die regelhafte Darmvorbereitung vor einem IVP konnte in randomisierten Studien keinen klaren Vorteil zeigen und verzögert die Untersuchung.

Technik der Ausscheidungsurographie:

Zunächst wird eine Abdomenübersichtsaufnahme (Leeraufnahme) mit leerer Harnblase angefertigt. Nur bei guten Untersuchungsbedingungen (kein Meteorismus oder Kontrastmittelreste von Voruntersuchungen) sollte Kontrastmittel verabreicht werden. Nach Infusion von Kontrastmittel (z.B. 1–1,5 ml/kgKG Kontrastmittel mit einer Konzentration von 300 mg/ml Jod) als schnelle Kurzinfusion erfolgen weitere Abdomenübersichtsaufnahmen zur Dokumentation der Kontrastmittelanflutung (Nephrographie) und des Kontrastmittelabflusses. Die Aufnahme nach 2–3 min dokumentiert die nephrographische Phase und sollte auf die Nieren eingeblendet werden, idealerweise mit zusätzlicher Tomographie. Die weiteren Aufnahmen werden nach 6 min und 12 min veranlasst [Abb. i.v. Urographie mit Harnleiterstein]. Eine verbesserte Darstellung des Nierenbeckenkelchsystems kann durch eine abdominelle Kompression der Ureteren in den ersten Minuten mit speziellen Bauchgurten erreicht werden. Spätaufnahmen sind bei Zeichen des Harnstaus in vorangegangen Aufnahmen mit unzureichender Kontrastierung indiziert. 1–2 Stunden nach KM-Gabe wird eine Halbseitenaufnahme der betroffenen Seite veranlasst [Abb. Spätbild im Urogramm bei Harnstau]. Spätbilder zur Dokumentation von Harnblasenentleerungsstörungen oder Harnblasentumoren werden aufgrund der breiten Verfügbarkeit der Sonographie nicht mehr durchgeführt.

Ausscheidungsurographie bei einer proximalen Ureterstriktur rechts und drittgradiger Hydronephrose. Erst die Spätaufnahme 1 h nach Kontrastmittelgabe (Bild rechts) gibt Hinweise auf die Lokalisation der Ursache der Hydronephrose. Mit freundlicher Genehmigung, Dr. R. Gumpinger, Kempten.
Abbildungen Ausscheidungsurographie Urogramm IVP Spätbilder

Normalbefunde des Ausscheidungsurogramms

Leeraufnahme

Siehe Abschnitt Röntgen-Abdomen für die Normalbefunde der Abdomenübersichtsaufnahme.

2–3 min Aufnahme

Das Kontrastmittel kontrastiert beide Nieren mit gleicher Intensität und ohne Parenchymdefekte. Die konvexe laterale Seite ist glatt begrenzt. Die Nieren sind normalerweise 11–12 cm lang und etwa 5 cm breit. Die Parenchymdicke beträgt etwa 2–3 cm.

6-Minuten-Aufnahme

Normalerweise können beidseits das Nierenbeckenkelchsystem und der proximale Ureter beurteilt werden, das Kontrastmittel sollte seitengleich ohne Aussparungen oder Zeichen einer Obstruktion ausgeschieden werden. Die Nierenkelchanatomie wird in der Abbildung normale Röntgenanatomie der Nierenkelche beschrieben. Siehe auch Anatomie/Ureter für die normale Anatomie des Nierenbeckenkelchsystems mit seinen dendritischen oder ampullären Normvarianten.


Normale radiologische Anatomie der Nierenkelche: Die kegelförmige Papille ragt in einen tricherförmigen Kelch und erzeugt je nach Projektion im Röntgenbild ein charakteristisches Bild. Im Profil entsteht eine sichelförmige Anordnung des Kontrastmittels mit spitzen Fornices (links), schräg und orthograd getroffen bewirken die Fornices einen Ringschatten (mitte und rechts).
Abbildung Normale radiologische Anatomie der Nierenkelche

12-Minuten-Aufnahme

Normal ist die seitengleiche Kontrastierung der Ureteren und der Harnblase ohne Kontrastmittelaussparungen. Segmentale Engstellen können durch die Peristaltik erklärt werden, der Durchmesser des Harnleiters kranial der Enge sollte unter 8 mm betragen. Zeichen eines Harnstaus sind eine verzögerte Kontrastmittelausscheidung, plumpe Kelche mit dilatiertem Kelchhals [Abb. radiologische Zeichen des Harnstaus], ein ektatisches Nierenbecken und die Erweiterung des Ureterdurchmessers, insbesondere im Seitenvergleich.


Radiologische Zeichen des Harnstaus: mit zunehmender Dauer des Harnstaus verschwinden die spitzen Fornices (man spricht von verplumpten Kelchen) und es kommt zu einer Atrophie der Papillen mit fehlender Papillenimpression (Keulenkelche).
Abbildung Radiologische Zeichen des Harnstaus

Spätaufnahmen

Je nach Kontrastierung der Harnwege und Abfluss des Kontrastmittels kann der Schweregrad der Harnstauung eingeschätzt und der Ort der Obstruktion lokalisiert werden.

Komplikationen der Ausscheidungsurographie

Fornixruptur:

Durch die Diuresesteigerung des Kontrastmittels kann es bei einer Abflussbehinderung zu einer Fornixruptur kommen. Die Drucksteigerung im Nierenbeckenkelchsystem führt zu einer Fornixruptur und Extravasation proximal des Hindernisses, meist bei einem Harnleiterstein [Abb. Fornixruptur]. Die Ausbildung einer Fornixruptur erfordert die Einlage einer Harnleiterschiene. Bei Koliken sollte ein Urogramm nicht durchgeführt werden.

Urogramm (12 min p.i. links und 30 min p.i. rechts) mit einer rechtsseitigen Fornixruptur: die Aufnahme nach 12 min zeigt einen beginnenden KM-Austritt an der oberen Kelchgruppe, auf der Spätaufnahme ist nur noch eine KM-Wolke in Projektion auf die Niere zu erkennen. Mit freundlicher Genehmigung, Dr. R. Gumpinger, Kempten.
Urogramm bei prävesikalem Harnleiterstein rechts zeigt sich die Ausbildung einer Fornixruptur

Komplikationen durch das Kontrastmittel

Siehe Kapitel jodhaltige Kontrastmittel.






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Literatur

  English Version: Intravenous urography