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Botulinumtoxin A gegen die überaktive Harnblase
Wirkmechanismus von Botulinumtoxin A
Botulinumtoxin inhibiert die Exozytose von Acetylcholin und anderen Neurotransmittern aus cholinergen Nervenenden (u.a. motorische Endplatte, an der glatten Muskelzelle, an Drüsen und an afferenten Nervenfasern). In der Folge inhibiert Botulinumtoxin langanhaltend die Erregungsübertragung von Nerven auf die Muskelzelle. Für Botulinumtoxin A existiert die meiste klinische Erfahrung (Karsenty u.a., 2008).
Urologische Indikationen für Botulinumtoxin A:
Botulinumtoxin A ist indiziert bei unzureichendem medikamentösen Therapieerfolg bei neurogener Detrusorüberaktivität der Harnblase und bei überaktiver Harnblase (Cruz u.a., 2011). Weiterhin Anwendung bei Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie als Alternative zur Sphinkterotomie. Experimentelle Anwendung bei benigner Prostatahyperplasie (BPH) oder habituellen Miktionsstörungen (Mangera u.a., 2011).
Pharmakokinetik von Botulinumtoxin A
Botulinumtoxin A wird direkt in den Zielmuskel (M. detrusor vesicae oder Harnblasensphinkter) injiziert. Der Therapieeffekt beginnt innerhalb von 7 Tagen und zeigt ein Wirkungsmaximum nach 1–2 Monaten. Die mittlere Wirkdauer beträgt 9 Monate (±2 Monate).
Nebenwirkungen von Botulinumtoxin A
- Allergie
- Zeichen der Muskelschwäche wie Dysphagie, Sehstörung mit Doppelbilder, allgemeine Muskelschwäche
- Urologische Nebenwirkungen: Harninkontinenz, Harnverhalt, Harnwegsinfektion
Wechselwirkungen:
Die Gabe von Botulinumtoxin A kann theoretisch eine Muskelschwäche durch Aminoglykoside oder andere Medikamente, welche die neuromuskuläre Reizleitung hemmen, verstärken.
Kontraindikationen der intravesikalen Anwendung von Botulinumtoxin A
- Harnwegsinfektion
- Gerinnungsstörungen
- Bekannte Unverträglichkeit
- Vorsicht bei Myasthenia gravis oder Lambert-Eaton-Syndrom
Dosierung von Botulinumtoxin A in der Urologie
Je nach Indikation werden 100–300 Einheiten Botulinumtoxin A (Botox) verabreicht (Mangera u.a., 2011).
Überaktive Harnblase mit selbstständiger Miktion:
Es werden 100–200 Einheiten Botulinumtoxin A (Botox) in den Detrusor in 20 Portionen verabreicht (1 ml = 5–10 Einheiten).
Detrusorüberaktivität ohne selbstständige Miktion:
Die Harnblasenkapazität kann bei Patienten mit Selbstkatheterismus mit der Injektion von 300 Einheiten Botulinumtoxin A (Botox) in den Detrusormuskel gesteigert werden (30 Injektionen von 1 ml mit je 10 Einheiten Botox).
Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie:
Schwächung des überaktiven Sphinkters mit Injektion von 100 Einheiten Botulinumtoxin A (Botox) transurethral in die Sphinkterregion.
Präparatenamen:
Botox (Firma Allergan), Dysport (Firma Ipsen). Die Dosierungen zwischen beiden Präparaten sind unterschiedlich, eine Einheit Botox entspricht ungefähr drei Einheiten Dysport.
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Literatur
Cruz, F.; Herschorn, S.; Aliotta, P.; Brin, M.; Thompson, C.; Lam, W.; Daniell, G.; Heesakkers, J. & Haag-Molkenteller, C. Efficacy and safety of onabotulinumtoxinA in patients with urinary incontinence due to neurogenic detrusor overactivity: a randomised, double-blind, placebo-controlled trial.
Eur Urol, 2011, 60, 742-750
Karsenty, G.; Denys, P.; Amarenco, G.; Seze, M. D.; Gamé, X.; Haab, F.; Kerdraon, J.; Perrouin-Verbe, B.; Ruffion, A.; Saussine, C.; Soler, J.; Schurch, B. & Chartier-Kastler, E. Botulinum toxin A (Botox) intradetrusor injections in adults with neurogenic detrusor overactivity/neurogenic overactive bladder: a systematic literature review.
Eur Urol, 2008, 53, 275-287.
Mangera, A.; Andersson, K.; Apostolidis, A.; Chapple, C.; Dasgupta, P.; Giannantoni, A.; Gravas, S. & Madersbacher, S. Contemporary management of lower urinary tract disease with botulinum toxin A: a systematic review of botox (onabotulinumtoxinA) and dysport (abobotulinumtoxinA).
Eur Urol, 2011, 60, 784-795.
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