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Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Dosierung von Dutasterid

Wirkmechanismus von Dutasterid

Dutasterid ist ein synthetisches Steroid mit Ähnlichkeit zum Testosteron, es führt zu einer kompetitiven Hemmung der 5α-Reduktase 1–3. Die 5α-Reduktase ist unter anderem für die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron zuständig, die weitere Funktion der 5α-Reduktase auf andere Steroide ist noch unzureichend verstanden. Dihydrotestosteron ist das potenteste natürliche Androgen mit Wirkung auf zahlreiche Organe, insbesondere während der fetalen Entwicklung. Beim erwachsenen Mann wird die Hemmung der 5α-Reduktase zur Therapie der benignen Prostatahyperplasie und androgenetischen Alopezie verwendet. Im direkten Vergleich bei der BPH-Therapie gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen Finasterid und Dutasterid (Park u.a., 2014), zur Verbesserung der Wirksamkeit können 5α-Reduktasehemmer mit Alphablockern kombiniert werden.

Indikationen für Dutasterid:

Pharmakokinetik von Dutasterid

Resorption unabhängig von den Mahlzeiten, hohe Plasmaproteinbindung, hepatische Elimination. Sehr lange Halbwertszeit von 3–5 Wochen, erst nach sechs Monaten ist die Steady State-Konzentration erreicht.

Nebenwirkungen von Dutasterid

Dihydrotestosteron ist das potenteste natürliche Androgen mit Wirkung auf zahlreiche Organe, insbesondere während der fetalen Entwicklung. Weiterhin ist die Funktion der 5α-Reduktase auf andere Steroide unzureichend verstanden. Bei langfristiger Einnahme von 5α-Reduktasehemmern können schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten, deren Ausmaß und Häufigkeit umstritten sind, die aber in den Zulassungsstudien nicht ausreichend erfasst wurden (Traish u.a., 2020).

PSA-Konzentration:

Senkung um 50% bei Anwendung über sechs Monate. Das Verhältnis fPSA/tPSA wird nicht beeinflusst.

Prostatakarzinom:

In den Langzeitstudien mit 5α Reduktasehemmern zur BPH-Therapie zeigte sich eine niedrigere Inzidenz des Prostatakarzinoms (um 25% gegen Placebo). Jedoch war die Rate an undifferenzierten Tumoren in der Verum-Gruppe höher und der Einfluss auf das Gesamtüberleben war nicht signifikant unterschiedlich (Goodman ua., 2019).

Sexuelle Nebenwirkungen:

Häufig vermindertes Ejakulatvolumen, verminderte Libido, Gynäkomastie (1–2%), erektile Dysfunktion (<2%). Mehrere Parameter des Spermiogramms werden durch 5α-Reduktasehemmer verschlechtert, meist aber nur milde und passager (Samplaski u.a., 2013).

Neuropsychiatrische Nebenwirkungen:

Die Beeinflussung der Neurosteroide erhöht das Risiko für Depression, Angsterkrankungen, Suizidalität und kognitive Beeinträchtigungen (Giatti u.a., 2024). Die FDA und die EMA haben bezüglich der neuropsychiatrischen Nebenwirkungen Warnungen veröffentlicht.

Metabolische Nebenwirkungen:

Erhöhtes Risiko für Insulinresistenz und metabolisches Syndrom.

Post-Finasterid-Syndrom:

Sexuelle und neuropsychiatrische Nebenwirkungen können bei einigen Patienten auch nach dem Absetzen der 5α-Reduktasehemmer bestehen bleiben (Giatti u.a., 2024). Der Mechanismus, das Ausmaß und die Häufigkeit sind umstritten.

Weiteres:

Selten allergische Hautreaktionen. Umstritten: erhöhtes Risiko für ein Mammakarzinom.

Wechselwirkungen von Dutasterid

Es sind keine klinisch bedeutsamen Wechselwirkungen mit Dutasterid bekannt.

Kontraindikationen von Dutasterid

Schwere Leberfunktionsstörungen. Frauen, Schwangerschaft (Gefahr der Fehlbildungen), Kinder. Vorsicht bei Unverträglichkeit, Nebenwirkungen und Kinderwunsch.

Dosierung von Dutasterid zur Behandlung der BPH

0,5 mg 1–0–0 p.o.






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Literatur

Andriole u.a. 2004 ANDRIOLE, G. ; BRUCHOVSKY, N. ; CHUNG, L. W. ; MATSUMOTO, A. M. ; RITTMASTER, R. ; ROEHRBORN, C. ; RUSSELL, D. ; TINDALL, D.: Dihydrotestosterone and the prostate: the scientific rationale for 5alpha-reductase inhibitors in the treatment of benign prostatic hyperplasia.
In: J Urol
172 (2004), Nr. 4 Pt 1, S. 1399–403

Chapple 2004 CHAPPLE, C. R.: Pharmacological therapy of benign prostatic hyperplasia/lower urinary tract symptoms: an overview for the practising clinician.
In: BJU Int
94 (2004), Nr. 5, S. 738–44

Giatti S, Diviccaro S, Cioffi L, Cosimo Melcangi R. Post-Finasteride Syndrome And Post-Ssri Sexual Dysfunction: Two Clinical Conditions Apparently Distant, But Very Close. Front Neuroendocrinol. 2024 Jan;72:101114. doi: 10.1016/j.yfrne.2023.101114.

Gupta AK, Talukder M, Williams G. Comparison of oral minoxidil, finasteride, and dutasteride for treating androgenetic alopecia. J Dermatolog Treat. 2022 Nov;33(7):2946-2962. doi: 10.1080/09546634.2022.2109567

T. Park and J.-Y. Choi, “Efficacy and safety of dutasteride for the treatment of symptomatic benign prostatic hyperplasia (BPH): a systematic review and meta-analysis.,” World J Urol., vol. 32, no. 4, pp. 1093–1105, 2014, doi: 10.1007/s00345-014-1258-9.

Samplaski MK, Lo K, Grober E, Jarvi K. Finasteride use in the male infertility population: effects on semen and hormone parameters. Fertil Steril. 2013 Dec;100(6):1542-6. doi: 10.1016/j.fertnstert.2013.07.2000. Epub 2013 Sep 4. PMID: 24012200.

A. M. Traish, “Health Risks Associated with Long-Term Finasteride and Dutasteride Use: It’s Time to Sound the Alarm.,” World J Mens Health., vol. 38, no. 3, pp. 323–337, 2020, doi: 10.5534/wjmh.200012.



  English Version: Dutasteride

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