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Anatomie der Harnblase: Wand, Ostien, Schließmuskel und Trigonum
- Makroskopische Anatomie der Harnblase
- Anatomie der Harnblase: Histologie, Urothel
- Anatomie der Harnblase: Physiologie (neuronale Reflexe)
- Anatomie der Harnblase: Physiologie (Pharmakologie, Rezeptoren)
Makroskopische Anatomie der Harnblase
Gliederung der Harnblase
Die Harnblase wird in Corpus vesicae mit Hinterwand und Seitenwand, Apex vesicae (Blasenscheitel) mit Vorderwand, Trigonum vesicae mit Ostium ureteris (Harnleitermündung) und Collum vesicae (Blasenhals) gegliedert.
Topographie der Harnblase
Nachbarorgane der Harnblase
Die Harnblase liegt präperitoneal hinter der Symphyse. Ventral der Harnblase liegt das Spatium retropubicum (Spatium retzii) als Verschiebeschicht für entsprechende Füllungszustände. Nach abdominal besteht Nachbarschaft zu Dünndarm und Sigma. Lateral liegen die Vasa iliacae. Der Harnblasenhals geht beim Mann breitflächig in die Prostata über [Abb. männliches Becken]. Bei der Frau liegen das Trigonum vesicae und der Blasenhals der Vagina an, dorsal der Harnblase liegt der Uterus [Abb. weibliches Becken].
Peritonealverhältnisse
Das Peritoneum zieht über die Hinterfläche der Harnblase und bildet beim Mann mit dem Rektum die Excavatio rectovesicalis, bei der Frau mit dem Uterus die Excavatio vesico-uterina. Die Harnblase und benachbarte Leitungsstrukturen bestimmen das dorsale Relief der unteren Bauchwand: Plica umbilicalis mediana (Urachus), Plica umbilicalis medialis (obliterierte A. umbilicalis) und Plica umbilicalis lateralis (Vasa epigastrica inf.) [Abb. Innenrelief der Bauchwand].
Innere Anatomie der Harnblase
Das Innere der Harnblase wird klinisch in das Trigonum vesicae, die Seitenwände, die Hinterwand und die Vorderwand eingeteilt [Abb. Innere Anatomie der Harnblase].
Trigonum vesicae der Harnblase
Das Trigonum vesicae wird von den Uretermündungen (Ostium ureteris rechts und links) und der inneren Harnröhrenöffnung (Ostium urethrae int.) begrenzt. Zwischen den Ostien der Harnleiter befindet sich die Ureterenleiste (Plica interureterica). Die häufig vorkommende Plattenepithelmetaplasie des Trigonums zeigt sich in der Zystoskopie als stumpfe Schleimhaut mit einem Belag und ist meist scharf auf das Trigonum der Harnblase begrenzt [siehe auch Histologie der Harnblase]. Die Wand des Trigonum vesicae wird in drei Schichten gegliedert:
Ureter und oberflächliches Trigonum der Harnblase:
Der Ureter tritt schräg durch die Harnblasenwand. Die inneren glatten Muskelfasern des Ureters formen mit der inneren glatten Muskulatur des kontralateralen Ureters das oberflächliche Trigonum vesicae, welches bis in die Pars prostatica der Urethra bis zum Colliculus seminalis beim Mann und bis zur äußeren Harnröhrenöffnung der Frau zieht. So ist das oberflächliche Trigonum vesicae eine Struktur, die oberhalb der Ostien der Harnleiter tubulär, unterhalb der Ostien bis in die Harnröhre flach ist. Das oberflächliche Trigonum wird durch den Sympathikus innerviert.
Waldeyer-Scheide und tiefes Trigonum der Harnblase:
2–3 cm oberhalb der Harnblase lagert sich um den Ureter eine äußere Schicht glatter Muskulatur an. Diese stammt aus dem Mesoderm (Wolff-Gang) und wird durch den Symphaticus innerviert. Nach dem Durchtritt durch die Harnblasenwand bildet diese Schicht analog zu oben das tiefe Trigonum vesicae. Dieses reicht von den beiden Ostien bis zum Harnblasenhals.
M. detrusor vesicae:
Die innere longitudinale Schicht zieht submukös in die Urethra bei der Frau bis zum Ostium externum und beim Mann bis zum kaudalen Ende der Prostata. Die mittlere zirkulär angeordnete und äußere longitudinal angeordnete Schicht ziehen bis zum Harnblasenhals. Bei der Frau wird die Harnröhre umschlossen und der äußere Schließmuskel bei der Frau verstärkt. Der M. detrusor vesicae ist parasympathisch innerviert (S2–4).
Ventilfunktion des ureterovesikalen Übergangs:
Die Kontraktion des Trigonum vesicae führt zu einer Verlagerung der Ostien nach kaudal zum Harnblasenhals und damit zu einer starken Erhöhung des uretero-vesikalen Widerstands. Gleichzeitig wird der Widerstand am Harnblasenhals gesenkt und somit die Miktion erleichtert. Der vesikale Druck komprimiert zusätzlich die Ureteren aufgrund des schrägen Durchtritts durch die Harnblasenwand und sorgt für eine Ventilfunktion. Die Ausschaltung der glatten Muskulatur des Trigonum vesicae (Durchtrennung, lumbale Sympathektomie) führt zu vesikoureteralen Reflux.
Schließmuskel der Harnblase (Sphinkter vesicae)
Der Verschlussapparat (Schließmuskel) der Harnblase besteht aus glatten wie gestreiften Muskelfasern.
Glattmuskulärer Harnblasensphinkter (Lissosphinkter):
Die glatten Muskelfasern nehmen ihren Verlauf vom Trigonum vesicae und ziehen longitudinal wie auch zirkulär um den Harnblasenhals [s. o.].
Skelettmuskulärer Sphinkter (Rhabdosphinkter):
Der quergestreifte Sphinkter hat einen hufeisenförmigen Verlauf. Bei der Frau umgibt er die mittlere und proximale Harnröhre. Beim Mann ziehen die Muskelfasern von der Prostata über die gesamte Länge der membranösen Harnröhre. In beiden Fällen steht der quergestreifte Schließmuskel in engem Kontakt mit dem Beckenboden, ist aber deutlich von diesem abgegrenzt.
Anatomie der weiblichen Harnröhre (Urethra feminina)
Die kurze weibliche Harnröhre, Urethra feminina, ist 2,5 bis 4 cm lang und mündet mit dem Ostium urethrae externum 2–3 cm dorsal der Klitoris am vorderen Rand der Vaginalöffnung. Der Harnblasensphinkter (s. o.) befindet sich im proximalen Anteil der Harnröhre. Das Lumen der weiblichen Harnröhre ist proximal mit Urothel ausgekleidet, im mittleren Bereich findet sich mehrreihiges Zylinderepithel und distal mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel. Die Lamina propria ist reich an Gefäßen (Corpus spongiosum urethrae). Besonders in der distalen Harnröhre finden sich zahlreiche Drüsen in der Lamina propria (Glandulae urethrales). Die Tunica muscularis besteht aus glatter und quergestreifter Muskulatur, welche den Sphinkterapparat der Harnblase aufbauen (s. o.).
Gefäßversorgung der Harnblase
Die Harnblase wird von viszeralen Ästen der Arteria iliacae int. versorgt:
Arteria vesicalis superior:
aus dem nicht obliterierten Anteil der Arteria umbilicalis
Arteria vesicalis inferior:
direkt aus der Arteria iliaca interna.
Kleinere Äste:
aus Arteria uterina bei der Frau, Arteria obturatoria, Arteria pudenda interna
Venen der Harnblase:
drainieren über den Plexus venosus vesicae in die Vena iliaca interna.
Innervation der Harnblase
Somatisches Nervensystem:
- Der Nervus pudendus aus dem Plexus sacralis steuert den quergestreiften Harnblasensphinkter.
- Afferente Nervenfasern des N. pudendus messen die Harnblasenfüllung (über die Dehnung des Urothels) und die Kontraktion des Musculus detrusor (über die Wandspannung).
Autonomes Nervensystem:
- Die parasympathischen präganglionären Neurone liegen im Sakralmark (S2 bis S4) und ziehen über die Vorderwurzeln zu den organnahen parasympathischen Ganglien, wo sie umgeschaltet werden. Bei der Harnblase liegen diese im M. detrusor und im Beckenplexus.
- Die präganglionären Nervenfasern des Sympathikus werden im Truncus sympathicus umgeschaltet und ziehen dann über den N. hypogastricus in das kleine Becken.
- Der M. detrusor vesicae wird überwiegend parasympathisch innerviert. Die sympathische Innervation des M. detrusor vesicae ist von untergeordneter Bedeutung.
- Der Harnblasenauslass ist beim Mann reichlich adrenerg innerviert, um bei der Ejakulation die Harnblase zu verschließen.
- Sowohl der Parasympathikus, der Sympathikus und das somatische Nervensystem enthalten afferente Nervenfasern, die über die Hinterwurzeln ins Rückenmark ziehen.
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Literatur Harnblase
Benninghoff 1993 BENNINGHOFF, A.: Makroskopische Anatomie, Embryologie und Histologie des Menschen.15. Auflage.
Mnchen; Wien; Baltimore : Urban und Schwarzenberg, 1993
English Version: Anatomy of urinary bladder