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Harnblasendivertikel
Definition
Harnblasendivertikel sind eine Hernierung der Harnblasenschleimhaut durch die Lamina muscularis der Harnblasenwand. Je nach dem ob alle Wandschichten prolabieren oder nur die Harnblasenschleimhaut, sind Harnblasendivertikel Pseudodivertikel oder echte Divertikel.
Ursachen
Angeborene Harnblasendivertikel:
Ursache sind kongenitale Schwächen der Harnblasenwand, besonders häufig im Bereich der Harnleitermündung (Hutch-Divertikel) oder im Rahmen von Fehlbildungen des Urachus am Harnblasendach. Siehe auch Abschnitt Urachusfehlbildungen. Bei trigonalen Harnblasendivertikeln ist vesikoureteraler Reflux gehäuft vorhanden und der Ureter kann direkt in das Divertikel münden. Manche angeborene Harnblasendivertikel können auch echte Divertikel mit Hernierung aller Wandschichten sein.
Erworbene Harnblasendivertikel:
Die Ursache ist meist ein chronisch erhöhter Druck innerhalb der Harnblase, welcher zur Ausstülpung der Harnblasenschleimhaut durch Lücken der Muskelwandung führt (Pseudodivertikel). Im Verlauf der Divertikelentstehung bildet sich eine Pseudokapsel um die Divertikelwand, welche bei der Resektion des Divertikels hilfreich ist. Typisch ist auch ein enger, sphinkterartiger Divertikelhals, welcher die Urinstase im Divertikel verstärkt.
- Benigne Hyperplasie der Prostata: betrifft ältere Männer ab 50 Lebensjahre.
- Neurogene Funktionsstörungen des unteren Harntrakts: insbesondere bei Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie.
- Harnröhrenklappen: betrifft Jungen.
- Iatrogen: nach insuffizenter Harnblasennaht.
Klinik
LUTS (häufig auch durch die Grunderkrankung), rezidivierende Harnwegsinfektionen, Harnblasensteinbildung.
Diagnose
Urin:
Urinkultur vor operativer Therapie.
Sonographie:
Im gefüllten Zustand sind Divertikel der Harnblase zuverlässig zu erkennen [Abb. kleines Harnblasendivertikel und großes Harnblasendivertikel]. Die Niere wird untersucht, um eine Hydronephrose auszuschließen oder eine Doppelniere zu identifizieren.
Miktionszystogramm:
Untersuchung im lateralen und a.p.-Strahlengang zur genauen Dokumentation der Größe und Lokalisation [Abb. MCU eines Harnblasendivertikels]. Wichtig sind in der Beurteilung des Miktionszystogramms das Ausmaß der Divertikelfüllung nach Beendigung der Miktion.
Zystoskopie:
Beurteilung der Schleimhaut von Harnblase und Divertikel, suspekte Bezirke sollten biopsiert werden (Cave: dünne Divertikelwand). Dokumentation der anatomische Beziehung zwischen Divertikelhals und Ureterostium. Beurteilung der Prostata und Harnröhre hinsichtlich einer subvesikalen Obstruktion.
Bildgebung des oberen Harntrakts:
Sonographie der Nieren, bei Auffälligkeiten kann ggf. ein Ausscheidungsurogramms, und retrograde Pyelographie oder CT notwendig werden.
Urodynamik:
Manchmal notwendig zur Diagnostik von unklaren Miktionsstörungen.
Therapie
Konservative Therapie:
Signifikante Harnblasendivertikel mit subvesikaler Obstruktion werden bei Patienten mit hohem operativem Risiko mit Dauerkatherisierung oder, falls möglich, mit intermittierender Selbstkatheterisierung behandelt.
Endoskopische Therapie:
Grenzwertig signifikante Harnblasendivertikel können im Rahmen der subvesikalen Desobstruktion endoskopisch therapiert werden. Therapieprinzip ist die Resektion des engen Divertikelhalses zur Verbesserung der Kommunikation mit der Harnblase, zusätzlich wird die komplette Divertikelschleimhaut zur Einleitung einer narbigen Schrumpfung koaguliert. Die Datenlage bezüglich der endoskopischen Therapie von Harnblasendivertikeln ist spärlich (Adachi u.a., 1991).
Operative Therapie:
Verschiedene operative Techniken der Harnblasendivertikelresektion sind beschrieben, siehe auch Abschnitt Harnblasendivertikelresektion:
Offen-chirurgische transvesikale Divertikelresektion:
geeignet für die Therapie von kleinen Harnblasendivertikeln, insbesondere im Zusammenhang der transvesikalen Adenomektomie der Prostata.
Extravesikale Divertikelresektion:
geeignet für die Therapie von großen Harnblasendivertikeln. Die Technik kann offen-chirurgisch oder laparoskopisch durchgeführt werden, je nach Notwendigkeit der gleichzeitigen Desobstruktion der Prostata oder einer Harnleiterreimplantation. Die Einlage einer Ureterschiene und eines transurethralen DK in das Divertikel vereinfacht die Orientierung während der operativen Therapie.
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Literatur
Adachi, M.; Nakada, T.; Yamaguchi, T.; Suzuki, H.;
Hirano, J.; Hirano, K.; Hashimoto, T.; Iijima, Y.; Ishii, N. & Gotoh, Y.
Transurethral
treatment of bladder diverticula.
Eur. Urol. 1991, 19, 104-108.
Powell, C. R. & Kreder, K. J.
Treatment of
bladder diverticula, impaired detrusor contractility, and low bladder
compliance.
Urol Clin North Am 2009, 36, 511-25.
English Version: Diagnosis and treatment of bladder diverticulum