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Harnwegsinfektion in der Schwangerschaft: Diagnose und Therapie
Epidemiologie der Harnwegsinfektionen in der Schwangerschaft
Die Häufigkeit der Bakteriurie beträgt in der Schwangerschaft um 4–7 %, vergleichbar mit der Rate an Bakteriurie ohne Schwangerschaft. Davon entwickeln ungefähr 20–30 % der Patientinnen eine akute Pyelonephritis, vor allem im dritten Trimenon.
Ätiologie
- Verminderte Peristaltik des Ureters
- Mechanische Obstruktion des Ureters durch den Uterus, v. a. rechts.
Klinik der Harnwegsinfektionen in der Schwangerschaft
- asymptomatische Bakteriurie
- akute Akute Zystitis
- Komplikationen: eine Harnwegsinfektion in der Schwangerschaft führt häufig zu einer Pyelonephritis. Die Pyelonephritis kann durch eine Anämie (in 23%), Nierenfunktionsstörung (in 7%) oder respiratorische Insuffizienz (in 7%) kompliziert werden. Weiterhin bestehen Zusammenhänge zwischen Harnwegsinfektionen in der Schwangerschaft und Frühgeburtlichkeit, reduziertem Geburtsgewicht, erhöhter neonataler Mortalität und Präeklampsie.
Diagnostik
Urinkultur:
Bei Schwangeren wird der Mittelstrahlurin verwendet, keine Katheterisierung aus Sorge vor Auslösung einer iatrogenen Harnwegsinfektion. Ein Screening (Urinkultur) wird beim ersten gynäkologischen Besuch und in der 16. Woche empfohlen. Um eine unnötige Antibiotikabehandlung zu vermeiden, sollte eine asymptomatische Bakteriurie durch eine zweite Urinprobe bestätigt werden. Die Notwendigkeit von Urinkulturen ohne Beschwerden wird von anderen Autoren bezweifelt.
Sonographie:
Ausschluss einer Harnstauungsniere oder von Restharn.
Labor:
Eine Pyelonephritis führt zu systemischen Entzündungszeichen (Leukozytose, CRP). Anlage von Blutkulturen bei Fieber.
Gynäkologische Untersuchung:
in Abhängigkeit der Symptome ist der Ausschluss von geburtshilflichen Notfällen wie vorzeitige Wehen notwendig.
Therapie der Harnwegsinfektion in der Schwangerschaft
Asymptomatische Bakteriurie und akute Zystitis:
Jeder signifikante Keimnachweis sollte behandelt werden. Dadurch kann die Rate an Pyelonephritiden signifikant gesenkt werden, wahrscheinlich auch die Gefahr von Frühgeburten. Nach Abschluss der Therapie soll die Erregereradikation mit Hilfe einer erneuten Urinkultur überprüft werden. Folgende Antibiotika können in der Schwangerschaft verwendet werden: Pivmecillinam, Amoxicillin oral (evtl. mit Clavulansäure), orale Cephalosporine, Fosfomycin-Einmalgabe. Signifikante Unterschiede in der Effektivität oder Nebenwirkungsrate sind nicht bekannt. Die Therapiedauer beträgt normalerweise 3 Tage.
Akute Pyelonephritis in der Schwangerschaft:
Die stationäre Aufnahme ist je nach klinischem Bild nur kurzzeitig notwendig, eine gynäkologische Vorstellung zum Ausschluss von Wehen ist sinnvoll. Mittel der ersten Wahl für die Antibiotikatherapie sind Cephalosporine der zweiten, dritten oder vierten Generation, z.B. Cefuroxim 1,5 g alle 12 h, Ceftriaxon 1–2 g alle 24 h oder Cefotaxim 1–2 g alle 12 h i.v. Die intravenöse Therapie mit Ampicillin ist eine Option bei vorliegender Urinkultur mit Sensibilitätsnachweis. Bei vitaler Indikation können o.g. Antibiotika mit Gentamicin i.v. kombiniert werden.
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Literatur
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In: BJU Int
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Leitlinienprogramm DGU Interdisziplinäre S3 Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. Langversion 1.1-2. AWMF Registernummer: 043/044
2017. https://www.awmf.org//uploads/tx_szleitlinien/043-044l_S3_Harnwegsinfektionen_2017-05.pdf