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Mumps und andere Ursachen für eine Orchitis (Hodenentzündung)
Definition der Orchitis
Vor allem akute Hodenentzündung mit Schwellung und Schmerzen. Nach über sechs Wochen Krankheitsverlauf wird von einer chronischen Orchitis gesprochen.
Epidemiologie:
Die Inzidenz der Orchitis ist unklar, aber sie ist viel seltener als die Epididymitis. Am häufigsten ist die Mitbeteiligung des Hodens (Epididym-Orchitis) bei akuter Epididymitis [Abb. Sonographie einer abszedierenden Epididymorchitis]. Die isolierte Orchitis (ohne Epididymitis) ist selten und wird meist durch Viren ausgelöst.
Ätiologie und Differentialdiagnose:
- Bakterielle Epididym-Orchitis als lokale Streuung bei akuter Epididymitis
- Septische Streuung von bakteriellen Erkrankungen (Syphilis, Typhus, Brucellose, Tuberkulose, BCG).
- Beteiligung bei viralen Infektionen (Mumps s. u., Mononukleose)
- Parasiten: Malaria, lymphatische Filariose.
- Autoimmune Orchitis bei Vaskulitis
Symptome der Orchitis:
Rötung, Schmerzen und Schwellung des betroffenen Skrotalfaches und Hoden, zusätzlich zu den Beschwerden der auslösenden Grunderkrankung.
Diagnose:
Urin- und Blutuntersuchungen je nach Klinik und Anamnese, Sonographie Hoden mit Doppler-US, operative Hodenfreilegung falls eine Hodentorsion oder Hodentumor nicht ausgeschlossen werden können.
Therapie:
Allgemeine Maßnahmen sind Bettruhe, Hodenhochlagerung und Kühlung sowie Antiphlogistika wie Diclofenac. Die weitere spezifische Therapie hängt von der auslösenden Erkrankung ab, oft werden probatorisch Fluorchinolone oder Cephalosporine bis zum Erhalt weiterer Laborergebnisse verordnet.
Diagnose und Therapie der Mumps-Orchitis
Definition der Mumps-Orchitis
Die Mumps-Orchitis ist eine akute virale Hodenentzündung als Komplikation der Parotitis epidemica (Mumps).
Epidemiologie
30% der Patienten mit Mumps nach der Pubertät erleben eine Orchitis, 10-30% sind bilateral betroffen. .
Ätiologie der Mumps-Orchitis
Das Mumpsvirus ist ein Paramyxovirus, einsträngige RNA, neurotrop. Die Orchitis führt zur Infiltration von Lymphozyten, Schädigung der Blut-Hoden-Schranke, Ödem mit Anstieg des intratestikulären Drucks mit Ischämie und Atrophie (durch die nichtelastische Tunica albuginea). Im Verlauf kann eine Infertilität, Subfertilität und ein Hypogonadismus entstehen, je nach Ausmaß der (bilateralen) Erkrankung.
Symptome (Klinik) der Mumps-Orchitis
- Inkubationszeit 14–25 Tage, im Mittel 18 Tage
- Fieber, Katarrh, bilaterale Parotisschwellung, trüber Speichel
- Die skrotale Symptomatik entsteht nach 4–6 Tagen: Hodenschwellung, Schmerzen, in 10–30% bilateral.
- Nach 1–2 Wochen spontane Besserung
Diagnose der Orchitis
Sonographie und Doppler-Ultraschall der Hoden, bei klinischem Zweifel an der Diagnose Mumps können serologische Tests durchgeführt werden. Operative Hodenfreilegung falls eine Hodentorsion nicht ausgeschlossen werden kann.
Therapie der Mumps-Orchitis
Allgemeine Maßnahmen:
Bettruhe, Hodenhochlagerung und Kühlung, Antiphlogistika (Diclofenac o.ä.) oder Steroide. Bei unklarer Ursache werden oft probatorisch Fluorchinolone bis zum Erhalt weiterer Laborergebnisse verordnet. Interferon-α (Ku u.a., 1999) konnte in retrospektiven Studien die Rekonvaleszenz und Prognose der Mumps-Orchitis bessern, dies ist jedoch keine Standardtherapie.
Infertilität:
bei Azoospermie Versuch der testikulären Spermienextraktion mit IVF und ICSI.
Prognose der Mumps-Orchitis
Bei bilateraler Orchitis besteht die Gefahr einer Hodenatrophie mit Infertilität, in schweren Fällen mit hypergonadotropen Hypogonadismus.
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Literatur
Ku, J. H.; Kim, Y. H.; Jeon, Y. S. & Lee, N. K.
The preventive effect of systemic treatment with interferon-alpha2B for
infertility from mumps orchitis.
BJU Int, 1999, 84, 839-842.
Manson 1990 MANSON, A. L.:
Mumps orchitis.
In: Urology
36 (1990), Nr. 4, S. 355–8
M. Masarani, H. Wazait, and M. Dinneen, “Mumps orchitis.,” J R Soc Med, vol. 99, no. 11, pp. 573–575, 2006, doi: 10.1258/jrsm.99.11.573.
English Version: Differential diagnosis of orchitis and treatment of Mumps orchitis