Dr. med. Dirk Manski

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Technik der Nieren-Sonographie und Doppler-Ultraschall der Nierengefäße

Die Sonographie der Nieren ist bei urologischen Patienten sehr häufig indiziert, es folgt eine Auswahl von Indikationen ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Bestimmung von Größe und Lokalisation der Nieren, Bauchschmerzen und Flankenschmerzen, Hämaturie, Proteinurie, Miktionsbeschwerden, abdominelles Trauma, (rezidivierende oder fieberhafte) Harnwegsinfektionen, erhöhte Retentionsparameter, Nephrolithiasis, Diagnose und Verlaufsbeurteilung von Raumforderungen der Nieren, Nierentransplantation, Planung und Durchführung operativer Eingriffe wie Nierenbiopsie oder perkutane Nephrolithotomie.

Abbildung Ultraschall-Anatomie und Sonographie Normalbefund der Nieren
Sonographie Normalbefund der rechten Niere im Längsschnitt (links) und Querschnitt (rechts): Im Längsschnitt werden Länge und Breite gemessen, im Querschnitt die Dicke bzw. der Parenchym-Pyelon-Index. Wirbelsäule (1), Vena cava (2), M. psoas (3), Gallenblase (4), Leber (5), Oberpol (6), Unterpol (7). Mit freundlicher Genehmigung, Dr. J. Haak, Königsbrunn.

Untersuchungstechnik der Nierensonographie

Als Schallkopf wird ein Sektor- oder Curved-Array-Schallkopf mit 3,5 bis 5 MHz verwendet. Die Untersuchung der Nieren gelingt in Rückenlage des Patienten, mit einer Inspiration wird die Niere nach kaudal verlagert und ist dann meist besser sichtbar. Bei ungünstigen Schallbedingungen ist eine Schräglagerung hilfreich, bei der die zu untersuchende Seite um 30 Grad angehoben wird. Jede Niere wird im Längschnitt und Querschnitt durchgemustert [Fig. Normalbefund bei der Nierensonographie]. Der Oberpol liegt weiter dorsal als der Unterpol, der Schallkopf muss entsprechend nach dorsal gekippt werden (Singer u.a., 2006)

Normaler Untersuchungsbefund

Organgröße:

Länge 100–115 mm, Breite 50–70 mm, Tiefe 30–50 mm. Die Parenchymdicke wird vom konvexen Außenrand bis zur Spitze einer Papille gemessen, der Normwert beträgt 13–18 mm. Das Nierenvolumen beträgt 110–200 ml und wird nach folgender Formel berechnet:

V (Nierenvolumen) = Länge × Breite × Höhe × 0,5

Parenchym-Pyelon-Index:

Für den Parenchym-Pyelon-Index (PPI) werden im Querschnitt die ventrale Parenchymdicke, die dorsale Parenchymdicke und die Dicke des echogenen Pyelonreflex gemessen und der PPI nach folgender Formel bestimmt:

PPI = (Parenchymdicke ventral + dorsal) / Pyelondicke

Der Parenchym-Pyelon-Index sollte bei Patienten unter 60 Jahren >1,7 sein. Durch zunehmende Organatrophie nimmt der PPI im Alter ab, sollte aber >1,1 betragen.

Organform und Parenchymmuster:

Bohnenförmige Organform, lateral meist glatter konvexer Organrand. Das Nierenparenchym ist homogen hypoechogen, insbesondere bei jungen Menschen sind die Markpyramiden echoärmer als das übrige Nierenparenchym. Das umgebende Fettgewebe und das Nierenbeckenkelchsystem mit dem parapelvinen Fettgewebe sind echoreich. Medial des Nierenbeckenkelchsystems sind Anschnitte der großen Gefäße zu erkennen.

Kaum ein Organ weist ein so breites Spektrum an Normvarianten und Fehlbildungen auf, die in der Sonographie zu Verwechslungen führen können. Tumorartige Raumforderungen müssen mit der Computertomographie abgeklärt werden, manchmal können sie dann als harmlos entlarvt werden.

Kontrastmittelverstärkte Sonographie:

Die kontrastmittelverstärkte Sonographie wird mit CEUS abgekürzt, engl. für contrast-enhanced ultrasound. Mit Hilfe von US-Kontrastmittel und mit der Verwendung von speziellen Berechnungsalgorithmen des Ultraschallgerätes kann vergleichbar wie bei der Computertomographie die Durchblutung einer parenchymatösen Läsion eingeschätzt werden. Urologische Indikationen für CEUS sind die Beurteilung von zystischen Läsionen an der Niere und V.a. Niereninfarkt.

Doppler-Sonographie der Nieren

Indikationen für die Doppler-Sonographie:

Die Doppler-Sonographie der Nierenarterien ist indiziert bei V. a. renalen Hypertonus oder Nierenarterienstenose, V. a. Niereninfarkt, Funktionsbeurteilung nach Nierentransplantation, Beurteilung von (zystischen) Tumoren, V.a. Aneurysma.

Strömungsgeschwindigkeiten der A. renalis:

Der Normwert für die maximale systolische Strömungsgeschwindigkeit (peak systolic velocity PSV oder VPSV) beträgt 80–150 cm/s. Die enddiastolische Strömungsgeschwindigkeit (end-diastolic velocity EDV oder VEDV) beträgt 20–50 cm/s.

Die PSV und EDV sind bei Stenosen der A. renalis erhöht. Eine PSV über 180 cm/s und eine EDV über 80 cm/s weisen auf eine Nierenarterienstenose hin.

Resistive Index der Nieren:

Der RI wird aus der maximalen systolischen Strömungsgeschwindigkeit (peak systolic velocity = VPSV) und der enddiastolischen Strömungsgeschwindigkeit (end-diastolic velocity = VEDV) nach folgender Formel berechnet:

RI=(VPSV-VEDV)/VPSV

Die Messorte sind entweder die Aa. arcuatae an der corticomedullären Parenchymgrenze oder die Aa. interlobares in den Markpyramiden. Der Normwert für den RI beträgt 0,5–0,7. Ein RI über 0,7 oder eine Seitendifferenz von über 0,1 werden bei Hydronephrose, Transplantatabstoßung oder intrinsischen Nierenerkrankungen beobachtet. Ein RI unter 0,5 spricht für eine Nierenarterienstenose, dies reicht aber nicht als alleiniges diagnostisches Kriterium.








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Literatur

Singer u.a. 2006 SINGER, Eric A. ; GOLIJANIN, Dragan J. ; DAVIS, Robert S. ; DOGRA, Vikram: What’s new in urologic ultrasound?
In: Urol Clin North Am
33 (2006), Aug, Nr. 3, S. 279–286

  English Version: Renal ultrasound