Dr. med. Dirk Manski

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Nierenszintigraphie: Untersuchungstechnik und Beurteilung

Abkürzungen: ING (Isotopennephrogramm).

Untersuchungtechnik und Indikationen der Nierenszintigraphie

Grundlagen der Nierenszintigraphie:

Die Bildgebung beruht auf der Gabe von Radiopharmaka (Tracer), die Gammastrahlen aussenden. Als radioaktiver Marker wird bevorzugt Technetium (99mTc) verwendet. Die Radionuklide reichern sich, je nach chemischer und biologischer Beschaffenheit, in bestimmten Organen an oder werden über die Nieren ausgeschieden.


Nierenszintigraphie: Normalbefund (durchgezogene Kurve) und Akkumulationstyp (gestrichelte Kurve).
Kurve A: Eliminationshalbwertszeit unter 20 min, somit funktionell nicht relevante Abflussverzögerung.
Kurve B: funktionell relevante Harnabflussstörung.
Abbildung Nierenszintigraphie schematischer Kurvenverlauf

Mit Hilfe einer Gammakamera kann die emittierte Strahlung detektiert und in ein Bild umgewandelt werden. Die Detektion erfolgt mit Hilfe eines Szintillationskristalls, der beim Auftreffen der Gammaquanten Lichtblitze erzeugt. Die Lichtblitze aus den Kristallen werden in ein elektronisches Signal umgewandelt und je nach Intensität als Bildpunkte in Graustufen oder in verschiedenen Farben dargestellt.

Statische Nierenszintigraphie:

Mit 99mTc-markierte Di-Mercaptobernsteinsäure (DMSA). DMSA wird hauptsächlich vom kortikalen Nierengewebe (Tubuluszellen) aufgenommen und nicht über den Urin ausgeschieden. Die Szintigraphie 3–6 h nach der Gabe von DMSA weist sensitiv funktionstüchtiges Nierengewebe nach.

Indikationen:

Messung der seitengetrennten Nierenfunktion bei Niereninsuffizienz, Nachweis von ektopem Nierengewebe, Darstellung von Parenchymnarben bei chronischer Pyelonephritis.

Dynamische Nierenszintigraphie:

Synonyme: Nierenfunktionsszintigraphie, Nierensequenzszintigraphie. Als Tracer wird glomerulär filtriertes 99mTc-DTPA (Diethylenetriaminpentaacetat = Inulinanalogon) oder tubulär sezerniertes 99mTc-MAG3 (Mercaptoacetyltriglyzin) verwendet. Die Funktionsszintigraphie untersucht die relative glomeruläre Filtration (rechts-links Vergleich), den renalen Blutfluss, morphologische Veränderungen, Harnabflussstörungen und kann Verletzungen des Urogenitaltraktes diagnostizieren.

DTPA-Szintigraphie:

DTPA wird mit der glomerulären Filtration ausgeschieden. Die DTPA-Szintigraphie wird für die Messung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) verwendet. Die geringe jedoch variable Plasmaproteinbindung von DPTA kann die GFR unterschätzen. Die ersten Bilder erlauben Rückschlüsse auf die Nierendurchblutung. Mit Hilfe von Spätbildern kann der Harnabfluss beurteilt werden.

MAG3-Szintigraphie:

MAG3 wird zu 90 % tubulär und zu 10 % hepatobiliär ausgeschieden. Die GFR kann mit MAG3 aufgrund der ausschließlich tubulären Sekretion nicht bestimmt werden. Die ersten Bilder erlauben Rückschlüsse auf die Nierendurchblutung. Mit Hilfe von Spätbildern kann der Harnabfluss beurteilt werden. MAG3 hat gegenüber DTPA den Vorteil einer höheren Extraktionsrate (Aktivitätsausbeute) und ist bei Harnabflussstörungen besser geeignet als DTPA.

Beurteilung und Normalbefunde der Nierenszintigraphie:

Das normale Renogramm besteht aus drei Phasen. Die erste Phase (Perfusionsphase) zeigt einen schnellen Anstieg der Aktivität in der Nierenregion und korreliert mit der Perfusion der Nieren. Die zweite Phase (Sekretionsphase) zeigt den Gipfel des Aktivitätsanstiegs, dieser wird nach 2–5 min erreicht. In der dritten Phase (Exkretionsphase) kommt es zum allmählichen Aktivitätsabfall in der Nierenregion durch den Harntransport und zum Anstieg der Aktivität in der Harnblasenregion. Die Halbwertszeit des Aktivtätsabfalls liegt normalerweise unter 10 min (Zajic und Moser, 2004).

Abflussbehinderungen werden mit einer Furosemidstimulation geprüft, da bei erweitertem Nierenbeckenkelchsystem initial immer eine Nuklidretention zu beobachten ist. 20 min nach intravenöser Furosemidinjektion sollten mindestens 50 % der Aktivität aus dem Nierenbecken abgeflossen sein, ansonsten handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine funktionell relevante Harnabflussstörung [Abb. Nierenszintigraphie].

MAG3-Nierenszintigraphie bei fortgeschrittenem Harnblasenkarzinom und beidseitigen Harnstauungsnieren:

funktionslose Niere links (7 % der Gesamtfunktion), verzögerter Abfluss rechts, der dilatierte rechte Harnleiter ist bis zur Harnblase durchgezeichnet. Mit freundlicher Genehmigung, Dr. G. Antes, Kempten.

MAG3-Nierenszintigraphie bei fortgeschrittenem Harnblasenkarzinom und beidseitigen Harnstauungsnieren

Captopril-Szintigraphie:

Die Captopril-Szintigraphie dient zum Nachweis einer Nierenarterienstenose. Die Nierenfunktion nimmt nach Gabe von Captopril bei einer signifikanten Nierenarterienstenose ab. Die Nierenszintigraphie wird vor und 1 h nach Gabe von Captopril 25 mg p.o. oder Enalapril 0,04 mg/kg KG i. v. durchgeführt. Die ACE-Hemmer müssen vor der Untersuchung für eine Woche abgesetzt werden.

Szintigraphie weiterer Organe

Knochenszintigraphie

In der Urologie wird die Skelettszintigraphie zur Diagnose von Knochenmetastasen angewendet (Prostatakarzinom, Nierenzellkarzinom, Urothelkarzinom). Als Tracer werden mit 99mTc markierte Diphosphonatverbindungen verwendet.
Die Skelettszintigraphie ist die empfindlichste Methode zum Nachweis von Knochenmetastasen. Suspekte Herde müssen jedoch durch Röntgenaufnahmen, CT oder MRT bestätigt werden, da viele Krankheiten (alte Frakturen, Degeneration, Arthritis...) falsch-positive Befunde verursachen.

Szintigraphie bei Phäochromozytom

Mit 123Jod oder 131Jod markiertem Metaiodobenzylguanidin (MIBG) können Phäochromozytome oder deren Metastasen identifiziert werden. Weiterhin können auch Paragangliome oder Tumoren des APUD-Systems detektiert werden.






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Literatur Nierenszintigraphie

T. Zajic and E. Moser “[Procedure guidelines for dynamic renal scintigraphy].,” Nuklearmedizin: vol. 43, no. 5, pp. 177–180, 2004.