Dr. med. Dirk Manski

 Sie sind hier: Startseite > Medikamente > Schmerztherapie > Opiate

Pharmakologie der Opioid-Analgetika


Opioide

Der Opioidrezeptor

Der Opioidrezeptor ist ein Membranrezeptor und ein inhibitorisches G-Protein, unterteilt in μ (MOP), κ (KOP) und δ (DOP) Rezeptoren, in Klammern die neue Nomenklatur. Endogene Liganden an den Opioidrezeptoren sind Enkephaline, Dynorphine und Endomorphine.

Lokalisation der Opioidrezeptoren:

Nozizeptor-Neurone, Rückenmark, Hirnstamm, Thalamus, limbisches System, Darm.

Mechanismus der Opioidrezeptoren:

Die Aktivierung von Opioidrezeptoren verhindert die Depolarisation nozizeptorischer Neurone und die Aktivierung nachgeschalteter Zentren der Schmerzverarbeitung. Die Hemmung der Schmerzwahrnehmung auf mehreren Ebenen reduziert die körperlichen und psychischen Reaktionen auf Schmerzreize. Weitere Effekte der Opioide: antitussiv, sedierend, tranquillisierend und atemdepressiv.

Chemische Einteilung der Opioidanalgetika

Analgetische Potenz der Opioidanalgetika

Reine Agonisten mit schwacher analgetischer Potenz:

Diese Analgetika sind für mittelstarke Schmerzen geeignet, es ist nur eine begrenzte Dosissteigerung möglich (Codein, Dihydrocodein, Tilidin, Tramadol).

Reine Agonisten mit hoher analgetischer Potenz:

Diese Analgetika sind für starke und stärkste Schmerzen geeignet, eine Dosissteigerung ist ohne Limit möglich (Morphin, Hydromorphon, Fentanyl, Oxycodon, Pethidin, Piritramid). Mit der folgenden Umrechnungstabelle können die Analgetika mit hoher Potenz bei Nebenwirkungen ausgetauscht werden:


Initiale Tagesdosis für Opioide und Umrechnungstabelle für den Wechsel auf ein äquipotentes Opioid.
Medikament Potenz Initiale Tagesdosis
Morphin oral 1 60 mg
Oxycodon oral 2 30 mg
Hydromorphon oral 7,5 8 mg
Fentanyl Matrixpflaster 100 0,6 mg = 25 μg/h

Partielle Agonisten:

Analgetikum für starke Schmerzen mit günstigem Nebenwirkungsprofil. Buprenorphin bindet mit hoher Affinität am Rezeptor, die Eigenschaft als Partialagonist verhindert eine maximale Wirkung (Ceiling-Effekt). Durch den Ceiling-Effekt werden potentiell tödliche Nebenwirkungen wie die Atemdepression wirksam vermieden, nachteilig ist die begrenzte Möglichkeit der Dosissteigerung.

Nebenwirkungen der Opioide

Kontraindikationen für Opioide

Absolute Kontraindikationen:

Bei Überempfindlichkeit oder Allergie, zentraler Atemdämpfung, schwerer obstruktiver Lungenerkrankung oder Ileus.

Vorsicht bei:

schwere Leberinsuffizienz, Kreislaufschock, Cor pulmonale, erhöhter Hirndruck, Epilepsie, Prostatahyperplasie, Myasthenia gravis, Pankreatitis, entzündliche oder obstruktive Darmerkrankungen, schwere Niereninsuffizienz, Schwangerschaft oder Stillen.

Wechselwirkungen von Opioiden

Verstärkung der Wirkung von zentraldämpfenden Pharmaka (Alkohol, Tranquilizer, Anästhetika, Hypnotika, Sedativa, Neuroleptika, Barbiturate, Antidepressiva, Gabapentin, Antihistaminika, Antiemetika und anderer Opioide) hinsichtlich Sedierung, Atemdepression, Muskelrelaxation und Hypotonie. Bei MAO-Hemmern besteht die Gefahr lebensbedrohender Kreislaufwechselwirkungen.




 Sachregistersuche: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z


Literatur

Berde und Sethna 2002 BERDE, C. B. ; SETHNA, N. F.: Analgesics for the treatment of pain in children.
In: N Engl J Med
347 (2002), Nr. 14, S. 1094–103

Dertwinkel u.a. 2002 DERTWINKEL, R. ; WIEBALCK, A. ; LINSTEDT, U. ; STRUMPF, M. ; ZENZ, M.: [Modern pain therapy].
In: Internist (Berl)
43 (2002), Nr. 6, S. 779–86

Harrison 2001 HARRISON, P.: Update on pain management for advanced genitourinary cancer.
In: J Urol
165 (2001), Nr. 6 Pt 1, S. 1849–57; discussion 157–8

Simanski und Neugebauer 2003 SIMANSKI, C. ; NEUGEBAUER, E.: [Postoperative pain therapy].
In: Chirurg
74 (2003), Nr. 3, S. 254–74; quiz 275