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Prostatakarzinom: Pathologie, Biopsie, Gleason-Score
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Pathologie des Prostatakarzinoms
Tumorstadien nach TNM [UICC 2017]
T1:
nicht tastbarer Tumor.
- T1a: Prostatakarzinom in weniger als 5 % der Resektionsspäne nach TURP.
- T1b: Prostatakarzinom in mehr als 5 % der Resektionsspäne nach TURP.
- T1c: Prostatakarzinom in Stanzbiopsie bei nicht tastbarem Tumor.
T2:
tastbarer (auf die Prostata beschränkter) Tumor.
- T2a: Befall von weniger als 50 % eines Seitenlappens.
- T2b: Befall von mehr als 50 % eines Seitenlappens.
- T2c: in beiden Seitenlappen vorkommender Tumor.
T3:
extraprostatisches Tumorwachstum.
- T3a: Durchbruch des Tumors durch die Prostatakapsel oder mikroskopische Infiltration des Harnblasenhalses.
- T3b: Samenblaseninfiltration.
T4:
Infiltration von Nachbarorganen: Harnblase, Rektum, Schließmuskel oder Beckenwand.
N:
Lymphknotenbefall.
- N0: kein Lymphknotenbefall.
- N1: regionärer Lymphknotenbefall.
M:
Vorliegen von Metastasen.
- M0: keine Fernmetastasen.
- M1a: Nachweis von extraregionären Lymphknotenmetastasen.
- M1b: Knochenmetastasen.
- M1c: weitere Fernmetastasen.
G:
die Graduierung des Gleason-Scores wurde 2014 eingeführt, siehe Tab. Grading Prostatakarzinom.
Tumorstadiengruppierung nach UICC
- Stadium I: T1 und T2a N0 M0
- Stadium II: T2b--T2c N0 M0
- Stadium III: T3 N0 M0
- Stadium IV: T4 N0 M0 oder Tx N1 oder Tx M1
Adenokarzinom der Prostata
Histologische Kriterien:
Zur Diagnose des Adenokarzinoms der Prostata sind folgende Kriterien erforderlich: Architekturstörungen des Prostatagewebes, Kernatypien und Ausschluss einer benignen Läsion. Sind nur zwei der drei diagnostischen Kriterien vorhanden, wird die Diagnose atypische Drüsen oder atypische mikroglanduläre Proliferation (atypical small acinar proliferation, ASAP) gestellt. Im Zweifel helfen immunhistologische Untersuchungen mit p63, PSA, Androgenrezeptor, Chromogranin, Synaptophysin, S100 und Aktin zur Diagnose oder Differentialdiagnose.
Prostatische intraepitheliale Neoplasie (PIN):
Die Prostatische intraepitheliale Neoplasie (PIN) besteht aus normal gebauten Prostatadrüsen mit dysplastischen Zellen. Je nach Dysplasie wird zwischen "low-grade" und "high-grade" PIN unterschieden. Eine alternative Einteilung besteht in PIN1, PIN2 und PIN3, wobei PIN2 und PIN3 der "high-grade" PIN entsprechen. Viele molekulare und klinische Studien zeigen, dass die Prostatische intraepitheliale Neoplasie (PIN) eine Vorstufe des Prostatakarzinoms ist.
Wachstumsmuster des Adenokarzinoms:
Die Hauptmasse (85 %) des lokal begrenzten Adenokarzinoms wächst multifokal in der peripheren Prostatazone. Der Rest der Tumoren wächst in der Übergangszone. Tumorwachstum in der zentralen Zone ist eine Rarität. Das extraprostatische Wachstum entsteht am häufigsten apikal oder posterolateral entlang der Prostatapedikel (perineurale Infiltration), dort gibt es keine eindeutige Prostatakapsel. Seltener infiltriert das PCA die Samenblasen oder das Rektum. Das Tumorvolumen korreliert mit dem Ausmaß der Erkrankung: extraprostatisches Wachstum ist unter 0,5 cm3 Tumorvolumen selten, Lymphknotenmetastasen oder Samenblaseninfiltration sind selten bei Tumoren, die kleiner als 4 cm3 sind.
Gleason-Graduierung:
Die Gleason-Graduierung basiert auf der Beurteilung der Drüsenmorphologie bei relativ geringer Vergrößerung. Die zytologischen Eigenschaften der Zellen (Kerngröße und -form) werden nicht beurteilt. Den verschiedenen vorliegenden Drüsenarchitekturen werden einem Gleason-Grad (engl. Gleason pattern) mit Werten zwischen 1–5 zugeordnet [Tab. Aktuelle Gleason-Graduierung nach ISUP 2004].
Gleason-Summe in der Stanzbiopsie:
Der vorherrschende und der am schlechtesten differenzierte Gleason-Grad werden zu einer Gleason-Summe (engl. Gleason score) zusammengefasst. Diese kann theoretisch 2 (1+1) bis 10 (5+5) betragen. Die Gleason-Summe korreliert gut mit der Prognose des Tumors. Wenn nur ein winziges Fragment eines Prostatakarzinoms gesehen wird, kann nur ein Gleason-Grad ermittelt werden. Vorsicht vor Verwechslung zwischen Gleason-Grad und Gleason-Summe.
Gleason-Summe im Prostatektomiepräparats:
Der vorherrschende und der zweithäufigste Gleason-Grad werden zu einer Gleason-Summe zusammengefasst, siehe oben. Falls im Präparat noch geringe Anteile schlechter differenzierter Gleason-Grade vorhanden sind, so wird der höchste Gleason-Grad mit der Angabe eines Tertiärmusters gewürdigt (Beispiel: Gleason-Summe 3+3, Tertiärmuster 5).
Graduierung des Gleason-Score:
Die Graduierung des Prostatakarzinoms wurde 2014 von der ISUP eingeführt, um den Gleasonscore mit dem Grading anderer Tumoren vergleichen zu können. Ein weiterer Vorteil ist die Beachtung des klinisch signifikanten Unterschieds zwischen der Prognose von Gleason-Score 3+4 und 4+3 [Tab. Grading Prostatakarzinom]:
Gleason-Score | Graduierung |
2–6 | 1 |
7 (3+4) | 2 |
7 (4+3) | 3 |
8 | 4 |
9–10 | 5 |
Weitere pathologische Subtypen des Prostatakarzinoms
Kleinzelliges Prostatakarzinom:
seltenes hochaggressives Karzinom der Prostata, biologisch identisch mit dem kleinzelligen Bronchialkarzinom. Oft besteht eine Kombination mit dem klassischen Adenokarzinom. Selten ist eine klinisch relevante ACTH- oder ADH-Sekretion nachweisbar, aber eine neuroendokrine Differenzierung in der Immunhistochemie ist häufig. Die durchschnittliche Überlebenszeit beträgt 1 Jahr.
Muzinöses Adenokarzinom:
Seltene schleimbildende Variante des Adenokarzinoms mit großen Ansammlungen von extrazellulären Mucin (mindestens 25% des Tumorvolumens). Das biologische Verhalten galt als aggressiver als das klassische Adenokarzinom, dies wird jedoch in aktuellen Serien bezweifelt. Die 2005 ISUP Consensus Conference empfiehlt die Zuordnung der Gleasonsumme 8 (4 + 4).
Duktales Prostatakarzinom:
Das seltene duktale Prostatakarzinom geht von dem Prostataduktepithel aus (0,4 %). Häufiger ist das kombinierte Vorkommen der duktalen und azinären Differenzierung im Präparat. Bei exophytischem Wachstum in die Harnröhre entstehen eine Hämaturie oder obstruktive Miktionsbeschwerden. Bei peripherem Wachstum wird die Diagnose oft zu spät gestellt, da kein deutlicher PSA-Anstieg entsteht. Das duktale Prostatakarzinom hat eine schlechtere Prognose als ein azinäres Prostatakarzinom.
Urothelkarzinom der Prostata:
1–4 % der Prostatakarzinome manifestieren sich als primäres Urothelkarzinom ohne Harnblasenmanifestation, oft mit Stromainvasion und mit schlechter Prognose. 20 % haben bereits Metastasen gebildet. Davon abzugrenzen ist der Befall der prostatischen Harnröhre und intraduktales Wachstum ohne Stromainvasion bei Urothelkarzinom der Harnblase, v. a. bei CIS.
Plattenepithelkarzinom der Prostata:
Seltenes Karzinom der Prostata mit reiner squamöser oder häufiger gemischter adenosquamöser Differenzierung. Schlechte Prognose, mittlere Überlebenszeit 24 Monate. Typisch sind osteolytische Knochenmetastasen, eine normale PSA-Konzentration und eine wirkungslose Hormontherapie. Differentialdiagnostisch wichtig und auch häufiger ist die plattenepitheliale Umwandlung des Prostatakarzinoms unter Hormontherapie.
Rhabdomyosarkom der Prostata:
Maligner mesenchymaler Tumor, v. a. bei Kindern [S. Kapitel Prostatasarkom].
Leiomyosarkom der Prostata:
Maligner mesenchymaler Tumor, v. a. bei Erwachsenen [S. Kapitel Prostatasarkom].
Pathologische Beurteilung der Prostatastanzbiopsie
Zur technischen Durchführung siehe Abschnitt Operationstechniken/Prostatabiopsie. Die Stanzzylinder werden aus verschiedenen Abschnitten der Prostata entnommen und in getrennten Behältern zum Pathologen geschickt.
Prognosevorhersage:
Zeichen einer schlechten Prognose in der Stanzbiopsie sind:- hohe Gleason-Summe (8–10) oder Gleason-Typ (4–5)
- hoher Anteil tumorbefallener Prostatastanzen, hoher Tumoranteil pro Prostatastanze oder im gesamten Stanzpräparat
- perineurale Invasion
Genauigkeit der Prognosevorhersage:
Schlechte Prognosezeichen in der Stanzbiopsie sind i. d. R. auch im OP-Präparat zu verifizieren. Problematischer ist das Unterschätzen der Tumorerkrankung. 40 % der Patienten mit Gleason-Summe 5 oder 6 in der Stanzbiopsie haben im OP-Präparat eine höhere Gleason-Summe. 40 % der Patienten mit nur einer befallenen Prostatastanze haben extraprostatisches Tumorwachstum (T3). Die kombinierte Betrachtung von Prostatastanzbiopsie (Gleason-Summe oder Typ, Anteil von tumorbefallenen Prostatastanzen, Tumoranteil in allen Prostatastanzen, perineurale Invasion) mit dem PSA-Wert und der rektalen Untersuchung verbessert die Vorhersagegenauigkeit.
Atypische Drüsen:
Ein Problem der pathologischen Beurteilung sind atypische Prostatadrüsen, die nicht eindeutig maligne erscheinen. Bei getrennter Zusendung der einzelnen Prostatastanzzylinder kann gezielt nachgestanzt werden. Die Wahrscheinlichkeit eines Prostatakarzinoms im weiteren Verlauf beträgt 40 %.
Beurteilung des Organpräparates nach Prostatektomie
Die Resektionsränder des Organpräparates nach radikaler Prostatektomie werden mit Tusche markiert, anschließend wird das Präparat komplett aufgestuft oder repräsentative Areale werden entnommen und eingebettet.
Prognosefaktoren am pathologischen Präparat:
voneinander unabhängige Prognosefaktoren des Prostatakarzinoms sind die Gleason-Graduierung, Befall der Schnittränder und extraprostatisches Wachstum.
Folgend die 10–Jahres Rezidivwahrscheinlichkeiten bei pN0 und ohne Samenblaseninfiltration in Abhängigkeit der pathologischen Parameter (Epstein u.a., 1993):
- Gleason-Summe 2–4 (4 %), 5–6 (19 %), 7 (50 %), 8–10 (66 %)
- organbegrenzt T2 (17 %), extraprostatisches Wachstum (43 %)
- negative Resektionsränder (22 %), positive Resektionsränder (46 %)
- Gleason 5–6 und negative Resektionsränder (8 %), Gleason 5–6 und positive Resektionsränder (28 %)
- Gleason 7 und negative Schnittränder (39 %), Gleason 7 und positive Schnittränder (67 %)
Tumorbefallene Randschnitte (R1):
Der Gleason-Score ist für die Prognose von größerer Bedeutung als der Resektionsstatus (siehe oben). Nur 50% der Patienten haben nach einer R1-Resektion einen Progress. Dies kann durch die ungenaue Beurteilbarkeit des entfernten Gewebes erklärt werden, d.h. der Tumor wurde gerade noch komplett entfernt oder artifiziell positive Ränder entstehen durch die Manipulation während der Operation und bei der Aufbereitung der Prostata.
Metastasierungsmuster des Prostatakarzinoms
In abnehmender Häufigkeit:
- Lymphknoten
- Knochen
- Lunge
- Harnblase
- Leber
- Nebenniere
- Hoden
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Literatur
EAU Guidelines EAU - EANM - ESTRO - ESUR - SIOG Guidelines on Prostate Cancer, https://uroweb.org/guidelines/prostate-cancer/.
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Epstein, J. I.; Egevad, L.; Amin, M. B.; Delahunt, B.;
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Grading of Prostatic Carcinoma: Definition of Grading Patterns and
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Am J Surg Pathol, 2016,
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2011.
Leitlinienprogramm Onkologie (DGU, Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe): Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/prostatakarzinom/
Wein, A. J.; Kavoussi, L. R.; Partin, A. P. & Peters, C. A.
Campbell-Walsh Urology
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English Version: Prostate carcinoma pathology and TNM tumor stages