Dr. med. Dirk Manski

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Blutuntersuchung Serumelektrolyte: Kalzium, Chlorid + Magnesium


Chlorid

Chlorid ist der wichtigste negativ geladene Elektrolyt (Anion) im Extrazellulärraum. Als Gegengewicht zum Natrium hat Chlorid eine wesentliche Bedeutung im Volumenhaushalt und an der Zellmembran.

Normwert von Chlorid:

95–110 mmol/l im Serum.

Messmethode:

Messung mit ionenselektiver Elektrode, alternativ Flammenphotometrie.

Indikationen:

Bei allen Erkrankungen mit möglichen Veränderungen der Elektrolyte, des Wasserhaushalts und des Säure-Basen-Haushalts.

Differentialdiagnose Hypochloridämie:

Meist begleitend bei Hyponatriämie: Diuretikatherapie, Cushing-Syndroom, Hyperaldosteronismus, Erbrechen von Magensaft oder respiratorische Azidose.

Differentialdiagnose Hyperchloridämie:

Meist begleitend bei Hypernatriämie: chronische Niereninsuffizienz, iatrogen durch Säurezufuhr oder Carboanhydrasehemmer, primärer Hyperparathyreoidismus oder respiratorische Alkalose. Die hyperchlorämische metabolische Azidose (ohne Anionenlücke) entsteht bei Bicarbonatverlust (Diarrhoe, Darmfisteln oder nach Harnableitung) oder bei renal-tubulärer Azidose.

Kalzium

Der menschliche Organismus enthält insgesamt etwa 1 kg Calcium, wovon mehr als 99% in Form von Hydroxylapatit in den Knochen gespeichert ist. Das Gesamtkalzium im Serum besteht aus freiem ionisiertem Kalzium (50%), aus proteingebundenem Kalzium (40%) und Kalzium in Form von anorganischen Komplexen (10%, z.B. gebunden an Phosphat). Kalzium ist ein sehr wichtiger Elektrolyt für die elektromechanische Kopplung im Rahmen des Aktionspotentials von Muskelzellen. Weiterhin hat es Bedeutung bei der Signaltransduktion, der Knochenfestigkeit, der Blutgerinnung, der Hormonausschüttung und im Immunsystem.

Normwert:

Gesamtkalzium 2,1–2,6 mmol/l, freies Kalzium 1,15–1.35 mmol/l.

Messmethode:

Messung des freien Kalziums mittels einer ionenselektiven Elektrode, Messung des Gesamtkalzium mittels Flammenphotometrie oder Atomabsorptionsspektrometrie.

Indikationen:

Nephrolithiasis, Hyperparathyreoidismus, Knochenmetastasen oder andere Knochenerkrankungen, Nierenzellkarzinom, chronische Niereninsuffizienz, akute Pankreatitis.

Hypokalziämie:

Die Hypokalziämie ist eine zu niedrige Konzentration von Kalzium im Blut. Eine milde Hypokaliämie verursacht keine Symptome. Eine relevante Hypokalziämie führt zu Parästhesien, Muskelkrämpfen, Epilepsie, Verwirrtheit oder zu kardialen Arrhythmien. Ursachen sind Vitamin-D-Mangel (Mangelernährung, Malabsorption, gestörte Hydroxylierung in der Leber oder in der Niere), Proteinmangel, Hypoparathyreoidismus, Pseudohypoparathyreoidismus, osteoplastische Knochenmetastasen, medulläres Schilddrüsenkarzinom, Hyperphosphatämie (Zelluntergang, Niereninsuffizienz), akute Pankreatitis, hepatotoxische Medikamente. Die (respiratorische) Alkalose führt zu einem Mangel an freiem ionisiertem Kalzium.

Hyperkalziämie:

Primärer Hyperparathyreoidismus, Hyperthyreose, Phäochromozytom, osteolytische Knochenmetastasen, paraneoplastisch, Überdosierung von Vitamin A oder D, Medikamente (Thiazide, Lithium), Sarkoidose, Tuberkulose, Immobilisation, Niereninsuffizienz.

Magnesium

Der menschliche Körper enthält etwa 25 g Magnesium, 99% des Magnesiums sind intrazellulär lokalisiert. Es hat eine wichtige Funktion im Stoffwechsel als Co-Enzym oder Enzymbestandteil. Weiterhin ist Magnesium für die Stabilisierung des Membranpotentials wichtig und fungiert als second-messenger bei der Signaltransduktion.

Normwert:

0,8–1,3 mmol/l.

Messmethode:

Chemische Farbreaktion mit anschließender photometrischer Messung.

Indikation:

Kontrolle der Therapie mit Diuretika oder nephrotoxischen Medikamenten wie Aminoglykosiden oder Cisplatin. Gastointestinale, muskuläre oder kardiale Beschwerden. V.a. Magnesiumintoxikation.

Hypomagnesämie:

Die Hypomagnesämie ist eine zu niedrige Konzentration von Magnesium im Blut, dies führt zu einer Instabilität des Membranpotentials mit Nervosität, Herzrhythmusstörungen und Muskelkrämpfen. Ursachen sind ungenügende Zufuhr, gastrointestinale Verluste, akute Pankreatitis, renale Verluste (Bartter-Syndrom, Polyurie nach akutes Nierenversagen, Diuretika, Therapie mit Aminoglykosiden), Hyperthyreose, Hyperparathyreoidismus, Hyperaldosteronismus, Knochenmetastasen.

Hypermagnesämie:

Die Hypermagnesämie ist eine zu hohe Konzentration von Magnesium im Blut, dies ist i.d.R. asymptomatisch. Erst ab sehr hohen Konzentrationen über 4 mmol/l sind kardiale und neurologische Symptome zu erwarten. Ursachen sind iatrogen (Infusionen, Antazida, Laxanzien), Niereninsuffizienz, Hypothyreose, Nebennierenrindeninsuffizienz.

Phosphat

Phosphate sind die Salze der Phosphorsäure H3PO4. Die meisten Phosphate (86%) sind im Knochen verbaut und sorgen gemeinsam mit Calcium für deren Festigkeit (Hydroxylapatit). Etwa 13% der Phosphate sind intrazellulärer Bestandteil von Makromolekülen (DNA, RNA oder ATP). Nur ein geringer Teil der Phosphate ist extrazellulär oder intrazellulär gelöst und hat eine wichtige Pufferfunktion im Säure-Basen-Haushalt. Der Phosphatspiegel im Blut hat einen zirkadianen Rhythmus (morgens hoch) und wird durch Somatotropin, Parathormon, Glucocorticoiden und Sexualhormonen reguliert.

Normwert:

0,8–1,5 mmol/l.

Messmethode:

Photometrische Bestimmung.

Indikation:

Niereninsuffizienz, Nierensteine, Knochenerkrankungen, Erkrankungen der Nebenschilddrüse, nach Schilddrüsenoperationen, parenterale Ernährung, bei Mangelernährung, Alkoholismus.

Hypophosphatämie:

Die Hypophosphatämie ist eine zu niedrige Konzentration von Phosphaten im Blut. Unter einer Konzentration von 0,35 mmol/l führt der Phosphatmangel zu einer Störung der Energieversorgung der Zelle mit Muskelschwäche, ZNS-Symptomen, Rhabdomyolyse und hämolytischer Anämie. Ursachen sind eine unzureichende Zufuhr, Alkoholabusus, Antazida, Malabsorption, Vitamin-D-Mangel, Hyperparathyreoidismus, Hyperventilation und respiratorische Alkalose, Diuretika, Insulintherapie bei diabetischem Koma, schnelle Kohlenhydratzufuhr bei Mangelernährung, Sepsis.

Hyperphosphatämie:

Die Hyperphosphatämie ist eine zu hohe Konzentration von Phosphaten im Blut mit ektopen Kalzifikationen, sekundärem Hyperparathyreoidismus und renaler Osteodystrophie. Ursachen sind entweder eine ungenügende Ausscheidung von Phosphaten (Niereninsuffizienz, Hypoparathyreoidismus, Akromegalie, Überdosierung von Vitamin D) oder die Freisetzung aus dem Intrazellulärraum durch Zelluntergang (Azidose, Hypoxie, Chemotherapie, Rhabdomyolyse, Hämolyse, Immobilisation).





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Literatur Elektrolyte

Siegenthaler 1988 SIEGENTHALER, W. ; SIEGENTHALER, W. (Hrsg.): Differentialdiagnose innerer Krankheiten.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York., 1988