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Alloplastische vordere Vaginalbänder: Operation der Belastungsharninkontinenz
Indikationen für vordere Vaginalbänder
Belastungsinkontinenz der Frau aufgrund einer Insuffizienz des vorderen Kompartimentes des Beckenbodens (hypermobile Urethra).
Kontraindikationen der vorderen Vaginalbänder
Bestehende oder geplante Schwangerschaft, unbehandelte Urgeinkontinenz, Harnblasenentleerungsstörungen, Belastungsinkontinenz aufgrund anderer Ursache als einer Insuffizienz des vorderen Kompartiments, Gerinnungsstörungen, Harnwegsinfektion. Weitere Kontraindikationen sind abhängig von den Grunderkrankungen (Operationsrisiko).
Technik der vorderen Vaginalbänder
Material der Schlinge:
Polypropylennetz mit großem Porendurchmesser, 1 cm Breite und 40 cm Länge, beide Enden an einem Trokar befestigt.
Patientinnenvorbereitung:
Vaginale Östrogenbehandlung über mehrere Wochen vor OP. Ausschluss einer Harnwegsinfektion. Perioperative Antibiotikaprophylaxe. Allgemeinanästhesie oder Spinalanästhesie, der Eingriff ist aber auch in Lokalanästhesie durchführbar. Steinschnittlagerung. Vaginale Untersuchung und Harnblasenspiegelung. Einlage eines transurethralen Dauerkatheters mit steifer Katheterführung, um die Harnblase bewegen zu können.
Vaginale Präparation:
Injektion von mindestens 50 ml NaCl (bei Allgemeinanästhesie) oder verdünntem Lokalanästhetikum in den Raum zwischen Scheide und Harnröhre und in den geplanten Verlauf der Trokare. Dies erleichtert die Präparation und senkt das Risiko einer Harnblasenperforation. Sagittale Inzision (1,5 cm Länge) der vorderen Vaginalwand über der Harnröhre, mindestens 1,5 cm distal des Harnblasenhalses. Durch Ziehen am Katheter wird der Blasenhals sichtbar. Mit der Schere und dem Finger wird um die Harnröhre herum nach kranial in Richtung retrosymphysärer Raum präpariert.
Retropubische Schlinge:
Der TVT-Trokar wird durch die vaginale Inzision paraurethral eingeführt, die Harnblase mit Hilfe des steifen Katheters nach kontralateral weggehalten. Unter optionaler radiologischer Kontrolle wird der Trokar um die Symphyse geführt. Der Trokar wird suprasymphysär über eine kleine paramediane Hautinzision herausgezogen. Gleiches Vorgehen auf der Gegenseite. Eine Harnblasenverletzung wird durch eine Zystoskopie ausgeschlossen.
Andere Systeme (z. B. Sparc der Firma AMS) verwenden eine Outside-in-Technik: die Trokarnadel wird über eine suprapubische Inzision nach vaginal-paraurethral geführt, das Band wird an der Trokarnadel verankert und dann nach suprapubisch durchgezogen [Abb. Sparc der Firma AMS].
Justierung der Bandspannung:
die Schlinge wird bei entleerter Harnblase spannungsfrei eingelegt, eine Schere sollte spannungsfrei zwischen Harnröhre und Band passen. Der Effekt der Schlinge kann durch eine Harnblasenfüllung und Druckbelastung der Harnblase (Husten, manuell) überprüft werden. Bei korrekter Bandlage wird die Plastikumhüllung entfernt, die abdominellen Enden unter dem Hautniveau durchtrennt. Verschluss der abdominellen (4-0) und vaginalen (2-0) Inzisionen mit synthetischen resorbierbaren Nahtmaterial in Einzelknopftechnik.
Transobturatorisches Band (TOT):
Transobturatorische Bänder wurden als technische Alternative entwickelt, um die Komplikationen der retropubischen Schlinge (Blasenverletzung, Harnverhalt) zu verringern. Unterschiedliche Systeme sind auf dem Markt, prinzipielle technische Unterschiede bestehen hinsichtlich der Richtung der Trokarführung (inside-out oder outside-in) [Abb. Monoarc der Firma AMS].
Minimalinvasive Alternativen:
Minimalinvasive Alternativen sind kurze Bänder, welche mit einer ausschließlichen vaginalen Inzision im paraurethralen Gewebe und in der Beckenbodenmuskulatur verankert werden [Abb. Miniarc der Firma AMS]. Kontrollierte Studien mit bis zur drei Jahren Nachbeobachtung zeigen eine vergleichbare Efffektivität, jedoch eine tendenziell höhere Rate an Banderosionen und Revisionsoperationen (Mostafa u.a., 2014) (Abdel-Fattah u.a., 2022).
Nachsorge nach vorderen Vaginalbänder
Der Blasenkatheter kann nach 2–24 Stunden entfernt werden, es sei denn, eine signifikante Hämaturie deutet auf eine Blasenperforation hin. Restharnkontrolle nach DK-Entfernung. Bei Patienten mit Harnverhalt sollte die Bandspannung (in Allgemeinanästhesie) gelockert werden.
Komplikationen nach vorderen Vaginalbänder
- De-novo Urge-Symptomatik oder Dyspareunie (bis zu 10%)
- Taubheitsgefühl oder Schmerzen in der Leiste oder Oberschenkel bei 10% (durch transobturatorische Bänder)
- Subvesikale Obstruktion mit Harnverhalt (häufiger bei retropubischen Schlingen)
- Persistierende Inkontinenz in <10% (häufiger bei transobturatorischen Bändern)
- Harnröhrenverletzung
- Sehr selten Verletzung von Harnblase, Iliakalgefäße oder Darm (bei retropubischen Schlingen)
- Vaginale, vesikale oder urethrale Erosion des Bandes, im Langzeitverlauf bis zu 12%
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Literatur
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Latthe, P. M.; Singh, P.; Foon, R. & Toozs-Hobson, P.
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English Version: Mid-urethral slings to treat stress urinary incontinence.