Dr. med. Dirk Manski

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Transfusion von Erythrozytenkonzentraten (Bluttransfusion)

Definition der Bluttransfusion

Unter einer Bluttransfusion versteht man die intravenöse Gabe von Erythrozytenkonzentraten oder im weiteren Sinne die intravenöse Gabe von anderen Blutprodukten (Thrombozytenkonzentrat, Granulozytenkonzentrat, Blutplasma) bezeichnet. Je nach Herkunft des Blutproduktes wird zwischen einer Fremdblutspende und Eigenblutspende unterschieden.

Indikationen zur Transfusion von Erythrozytenkonzentraten

Die Beachtung der Transfusionstrigger senkt die Transfusionsrate:

Die Indikationen für eine Bluttransfusion können in physiologische Transfusionstrigger und numerische Transfusionstrigger unterteilt werden, siehe Tab. Transfusionstrigger und Tab. organspezifische Anämiezeichen. Je besser die klinische Überwachung des Patienten ist, desto enger können die genannten minimalen Transfusionstrigger ausgenutzt und Bluttransfusionen vermieden werden.

Verschiedene Arten der Erythrozytenkonzentrate:

Vollbluttransfusionen sind aufgrund der geringen Haltbarkeit von Vollblut aus der klinischen Routine verschwunden. Es gibt verschiedene Aufbereitungen von Erythrozytenkonzentraten, die sich in der Technik der Leukozytendepletion und Inaktivierung unterscheiden.

Buffy-coat-freies Erythrozytenkonzentrat:

Das Buffy-coat-freie Erythrozytenkonzentrat ist die Standardtechnik in den USA, die Leukozyten werden durch eine Zentrifugation entfernt und das Erythrozytenkonzentrat enthält weniger als 1×109 Leukozyten.

Leukozytendepletiertes Erythrozytenkonzentrat:

Das leukozytendepletierte Erythrozytenkonzentrat ist die Standardtechnik in Europa, die Leukozyten werden nach der Zentrifugation zusätzlich durch Filtration entfernt. Das Erythrozytenkonzentrat enthält weniger als 1×106 Leukozyten. Die Leukozytendepletion soll die Verträglichkeit der Transfusion verbessern, die Studienlage ist aber widersprüchlich.

Bestrahltes leukozytendepletiertes Erythrozytenkonzentrat:

Durch Bestrahlung des Erythrozytenkonzentrats werden alle DNA-haltigen Zellen wie Leukozyten oder Infektionserreger inaktiviert. Indikationen für bestrahlte leukozytendepletierte Erythrozytenkonzentrate sind u.a. immunsupprimierte Patienten oder Frühgeborene zur Vermeidung einer Graft-versus-Host-Reaktion.

Gewaschene Erythrozytenkonzentrate:

Bei gewaschenen Erythrozytenkonzentraten werden mit Hilfe einer isotonischen Waschlösung zusätzlich Plasmaproteine, Leukozyten und Thrombozyten entfernt. Indikationen sind u.a. Unverträglichkeitsreaktionen auf leukozytendepletierte Erythrozytenkonzentrate oder der Nachweis relevanter Antikörper des Empfängers gegen Plasmaproteine.

Blutgruppenkompatibilität

Verschiedene Proteine an der Oberfläche der Erythrozyten definieren die Zugehörigkeit zu einer Blutgruppe. Die wichtigsten Blutgruppensysteme sind das AB0-System, das Rhesus-System und das Kell-System. Immunologische Risiken bei Bluttransfusionen werden durch die Beachtung der Blutgruppenkompatibilität minimiert:

AB0-Blutgruppensystem:

Es liegt in der Verantwortung des transfundierenden Arztes, die Einhaltung der Blutgruppenverträglichkeit bezüglich des AB0-Systems zu gewährleisten. Unmittelbar vor der Transfusion muss die AB0-Blutgruppenkompatibilität mittels Bedside-Test überprüft werden [Tab. Blutgruppenkompatibilität des AB0-Systems].

Blutgruppenkompatibilität des AB0-Systems.
Empfänger Mögliche Spender
0 0
A A und 0
B B und 0
AB A, B, AB und 0

Rhesus-Blutgruppensystem:

Das Rhesus-Blutgruppensystem fasst eine Gruppe von Oberflächenproteinen (Rhesusfaktoren C, c, D, d, E und e) zusammen. Das Vorhandensein eines der Rhesusfaktoren wird als Rhesus-positiv, das Fehlen als Rhesus-negativ bezeichnet. Elektive Bluttransfusionen sollte immer Rhesus-identisch durchgeführt werden, in Notfallsituationen ohne vorherige Testung sollten Rhesus-negative Blutkonserven verwendet werden, falls vorhanden. Problematisch ist die Gabe von Rhesus-positiven Blutkonserven an Rhesus-negative Patienten, insbesondere nach vorheriger Immunisierung.

Kell-Blutgruppensystem:

Wichtigeste Antigene sind sind Kell (K, K1) und Cellano (k, K2). Über 90% der Menschen sind Kell-negativ. Bezüglich der Immunisierung durch Bluttransfusionen oder Schwangerschaften gelten ähnliche Regeln wie beim Rhesus-System.

Risiken einer Bluttransfusion

Infektionsrisiken bei Bluttransfusionen:

Durch eine Bluttransfusion können Viren, Bakterien, Parasiten und Prionen übertragen werden, siehe Tab. Transfusionsrisiken für das geschätzte Risiko.

Immunologische Risiken:

Die Transfusion von Plasmaproteinen, Leukozyten, allergenen Zusatzstoffen und antigentragenden Thrombozyten und Erythrozyten kann ein breites Spektrum an immunologisch bedingter Erkrankungen auslösen, siehe Tab. Transfusionsrisiken. Mehrere retrospektive Studien haben eine schlechtere Prognose für operierte Tumorpatienten mit vs. ohne Transfusionen herausgefunden. Ob diese schlechtere Prognose auf tumorbedingte Faktoren (höheres T-Stadium mit schwererer Operation) oder auf immunologische Faktoren (durch die Transfusionen) zurückzuführen ist, bleibt spekulativ (Linder u.a., 2013).

Risiken einer Bluttransfusion, gerundete Zahlen nach Madjdpour u.a., 2005 und Grottke u.a., 2007. TRALI = transfusion-related acute lung injury.
Geschätztes Risiko pro Transfusion
Infektionen  
Bakterielle Kontamination 1:30 000–140 000
Hepatitis B <1:250 000
Hepatitis C <1:2 000 000
HIV <1:4 000 000
Malaria <1:1 000 000
Prionen Fallberichte
Immunologische Reaktionen
Immunosuppression immer
Milde Transfusionsreaktion 1:333
Alloimmunisierung 1:1600
TRALI 1:5 000–7 000
Hämolyse 1:5 000–10 000
Fehltransfusion 1:14 000–18 000
Schwere Transfusionsreaktion 1:20 000

Risiken einer Eigenbluttransfusion:

Die Eigenbluttransfusion ist nicht nebenwirkungsfrei: es besteht das Risiko einer bakteriellen Kontamination und das Risiko einer Fehltransfusion durch Verwechslung der Konserven [Tab. Transfusionsrisiken].








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Literatur

Grottke, O. & Rossaint, R. [Procedure for critical nonsurgical bleeding].
Chirurg, 2007, 78, 104-9.

Linder, B. J.; Frank, I.; Cheville, J. C.; Tollefson, M. K.; Thompson, R. H.; Tarrell, R. F.; Thapa, P. & Boorjian, S. A. The impact of perioperative blood transfusion on cancer recurrence and survival following radical cystectomy.
Eur Urol, 2013, 63, 839-845.

Madjdpour, C.; Marcucci, C.; Tissot, J. & Spahn, D. R. [Perioperative blood transfusions. Value, risks, and guidelines].
Anaesthesist, 2005, 54, 67-80.