Sie sind hier: Startseite > Harnblase > Harnblasen-Scheiden-Fistel
Vesikovaginale Fistel – Harnblasen-Scheiden-Fisteln
Definition
Die vesikovaginale Fistel ist eine krankhafte Verbindung zwischen Harnblase und Vagina mit Harninkontinenz.
Ätiologie der vesikovaginalen Fistel
- Hysterektomie (0,1–2%, je nach Indikation)
- Gynäkologische Tumoren: durch Infiltration, Bestrahlung oder Operation.
- Geburtshilfliche Operationen oder protrahierter Geburtsverlauf mit Drucknekrose der vorderen Vaginalwand und des Harnblasenhalses (häufigste Ursache in Entwicklungsländern).
- Trauma
Klinik der Harnblasen-Scheiden-Fistel
Inkontinenz (tags wie nachts), Urinabgang über die Vagina, Harnwegsinfektionen.
Diagnostik
- Vaginale Untersuchung: nach Indigocarmininjektion in die Harnblase färbt sich ein vaginal eingelegter Tupfer blau.
- Zystoskopie [Abb. zystoskopischer Befund mit Biopsie und ggf. retrograde Pyelographie zum Ausschluss einer Beteiligung der Harnleiter.
- MCU
- CT-Abdomen bei V. a. Tumoren oder zum Ausschluss einer Beteiligung der Harnleiter.
Therapie der Harnblasen-Scheiden-Fistel
Konservative Therapie:
Neu diagnostizierte vesikovaginale Fisteln nach gynäkologischen Operationen können zu einem Teil mit einer 3–4-wöchigen Einĺage eines Dauerkatheters geheilt werden (Erfolgsrate 10–50%). Der Erfolg ist im Einzelfall schwer vorherzusagen, prognostisch günstig sind frühzeitige Diagnose und Therapie innerhalb von 7 Tagen, kleine Fisteln unter 1 cm Größe, kein Urinverlust unter Dauerkatheterisierung, keine vorangegangene Bestrahlung oder Karzinomoperation.
Zeitpunkt der operativen Therapie:
Die Zeitverzögerung zwischen Fistelbildung und operativer Therapie ist für die Patientin sehr belastend. Einfache Fisteln durch Verletzung im Rahmen einer Beckenoperation können ohne Zeitverzögerung versorgt werden. Bei Fisteln nach protrahiertem Geburtsverlauf sollten drei Monate mit der Korrektur gewartet werden, damit entzündliche und nekrotische Gewebsveränderungen abheilen können. Eine lokale Östrogenisierung wird vor Operation von postmenopausalen Frauen empfohlen. Manche Autoren empfehlen bei strahlentherapieinduzierten Fisteln eine Verzögerung von bis zu einem Jahr.
Vaginale Operation:
Vaginale Operationstechniken sind indiziert bei kleineren unkomplizierten Fisteln. Der Vorteil des vaginalen Zugangs ist die geringere postoperative Morbidität.
Technik:
- Zirkuläre Umschneidung des Fistelgangs und Mobilisation der vorderen Vaginalwand. Wichtig ist die Trennung der Harnblasenwand von der Vaginalwand weit über den Fisteldefekt hinaus.
- Zweischichtiger Verschluss der Harnblasewand (Urothel und Tunica muscularis).
- Evtl. Mobilisation eines Peritoneallappens oder Martius-Lappen aus dem Fettgewebe der Schamlippen und Deckung des Defekts.
- Verschluss der vorderen Vaginalwand.
- Zystogramm nach 14 Tagen und Entfernung des Dauerkatheters.
Abdominelle Operationstechnik:
Die abdominelle Operationstechnik ist aufwendiger und belastender, sie ist notwendig bei Fisteln über 2 cm Größe, nach Bestrahlung, bei Rezidiv, kombinierten Harnblasen-Harnleiter-Darm-Scheidenfisteln oder enger Vagina. Die laparoskopische Technik (in geübten Händen) bietet deutliche Vorteile hinsichtlich der reduzierten Morbidität des Zugangs und bezüglich der Sicht auf das Operationsgebiet, sie ist auch eine gute Alternative zur vaginalen Operationstechnik.
Technik:
- Passagere Schienung der Harnleiter.
- Unterbauchlaparotomie oder laparoskopischer Zugang.
- Sagittale Inzision der dorsalen Harnblasenwand bis in die Fistel und Exzision des Fistelganges.
- Wichtig ist nun die Trennung der Harnblasenwand von der Vaginalwand weit über den Fisteldefekt hinaus, die Harnleiterschienen helfen bei der Orientierung.
- Transversaler einschichtiger Verschluss der Vagina.
- Mobilisation eines Peritoneallappens oder Omentum majus-Lappens und Deckung des Defektes.
- Zweischichtige sagittale Harnblasennaht.
- Drainage und Wundverschluss
- Zystogramm nach 14 Tagen und Entfernung des Dauerkatheters.
Palliative Zystektomie:
Die Zystektomie ist eine Option bei Harnblasen-Scheiden-Fisteln aufgrund einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung oder aufgrund einer Schrumpfblase nach Strahlentherapie.
Strahlenzystitis | Suchen | Zystitis cystica |
Sachregistersuche: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z