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Zystoskopie: Durchführung einer Blasenspiegelung
Indikationen
Die (Urethro)zystoskopie ist die endoskopische Untersuchung der Harnröhre und Harnblase mit einem Zystoskop. Die Zystoskopie ist in folgenden Situationen indiziert:
- Mikrohämaturie und Hämaturie
- Weiterführende Diagnostik bei LUTS
- Rezidivierende Harnwegsinfektionen
- V.a. Fremdkörper in Harnröhre oder Harnblase
- Hilfe bei der DK-Anlage nach Via falsa oder Harnröhrentrauma
- V.a. Harnröhrenerkrankungen
- V.a. Harnblasenfistel
- V.a. Harnblasentumor
- Tumornachsorge bei Harnblasenkarzinom
Kontraindikationen für eine Zystoskopie
Relative Kontraindikation für eine Zystoskopie ist die unbehandelte Harnwegsinfektion.
Zystoskope (Instrumentenkunde)
Starres Zystoskop:
Das starre Zystoskop besteht aus dem Zystoskopschaft (17–22 CH), der Optik und einem variablen Arbeitseinsatz, der das Einführen von Zangen, Drähten oder Ureterstents ermöglicht [Abb. starres Zystoskop]. Zum blinden Einführen des Zystoskops können Optik und Arbeitseinsatz gegen einen Obturator ausgetauscht werden. Es stehen Optiken mit unterschiedlichen Blickwinkeln zur Verfügung: 0° zur Spiegelung der Harnröhre, 30° oder 70° zur die Spiegelung der Harnblase.
Flexibles Zystoskop:
Die Schaftdicke des flexiblen Zystoskops beträgt 16–20 CH, der Transport von Licht und Bildinformation erfolgt über flexible Glasfasern. Das distale Ende des Zystoskops ist aktiv steuerbar [Abb. flexibles Zystoskop]. Die Lichtleistung und die Qualität der optischen Abbildung sind geringer als bei der starren Zystoskopie, die mechanische Empfindlichkeit des Gerätes ist zu beachten. Der Arbeitskanal (bis 8 CH) ermöglicht das Einführen von Zangen oder Ureterstents.
Technik der Zystoskopie
Patientenvorbereitung:
Steinschnittlagerung für die starre Zystoskopie, Rückenlagerung oder Steinschittlagerung für die flexible Zystoskopie. Die Lokalanästhesie der Harnröhre mit anästhesierendem Gleitgel ist i.d.R. ausreichend, bei Kindern und ängstlichen Patienten ist eine Narkose erforderlich. Eine Antibiotikaprophylaxe ist bei sterilem Urin nicht indiziert.
Starre Zystoskopie:
Bei der Frau wird das Zystoskop mit dem Obturator ohne Sicht in die Harnblase eingeführt. Beim Mann wird das Zystoskop mit vollem Spülstrom und 0° Optik unter Sicht in die Harnblase vorgeschoben und gleichzeitig die Harnröhre und die Prostata untersucht. In der Harnblase wird auf eine 30° oder 70° Optik gewechselt und das Trigonum, die Ostien, die Hinterwand, die Seitenwände und die Vorderwand der Harnblase systematisch untersucht. Eine Überdehnung der Harnblase ist zu vermeiden.
Flexible Zystoskopie:
Die flexible Zystoskopie ist nur bei Männern sinnvoll. Eine Assistenz oder der vierte und fünfte Finger der linken Hand strecken den Penis, die restlichen Finger der linken Hand bewegen den Geräteschaft vorwärts oder rückwärts. Die rechte Hand führt das Zystoskop mit einem Faustgriff am Handstück, der Daumen der rechten Hand steuert die Flexion der distalen Gerätespitze [Abb. flexibles Zystoskop]. Bei laufendem Spülstrom werden zunächst Harnröhre und Prostata gespiegelt, anschließend werden nach einem festen Schema das Trigonum, die Ostien, Hinterwand, Seitenwände und Vorderwand der Harnblase untersucht. Eine Überdehnung der Harnblase ist zu vermeiden.
Photodynamische Diagnostik
Die Fluoreszenz-Zystoskopie mit Blaulicht nach vorheriger Instillation von Hexaminolevulinat (Hexvix) führt zur besseren Detektion des Harnblasenkarzinoms, insbesondere von flachen Läsionen wie dem CIS (Jocham u.a., 2005). Zur Durchführung siehe transurethrale Resektion der Harnblase.
Normalbefunde der Zystoskopie
Weibliche Urethra:
Die Harnröhre ist ohne Enge, das Gerät kann ohne Widerstand eingeführt werden. Die Schleimhaut weist keine exophytische Raumforderungen oder entzündliche Veränderungen auf.
Männliche Urethra:
Die Harnröhre ist ohne Enge, das Gerät kann ohne Widerstand bis in die Harnblase vorgeschoben werden. Die Schleimhaut weist keine exophytische Raumforderungen oder entzündliche Veränderungen auf. Es zeigt sich eine gute Kontraktion des Sphinkters bei Unterbrechung des Spülstroms (intaktes Sphinkterspiel).
Prostata:
Die normale Länge der prostatischen Harnröhre liegt unter 3 cm (vom Collikel bis zum Harnblasenhals). Zeichen der Harnblasenhalsobstruktion sind vergrößerte Seitenlappen, ein Mittellappen und ein erhöhter Harnblasenhals (hohe Barre). Die Schleimhaut der prostatischen Harnröhre weist keine exophytische Raumforderungen oder entzündliche Veränderungen auf.
Harnblase:
Die Ostien der Harnleiter sind orthotop und schlitzförmig, kein Hinweis auf Reflux. Der austretende Urin ist beidseitig klar. Die Harnblasenschleimhaut ist glatt (keine Trabekulierung), zeigt eine normale Gefäßzeichnung, keine Zeichen der Entzündung oder exophytische Raumforderungen. Die häufig vorkommende Plattenepithelmetaplasie des Trigonums bei Frauen zeigt sich in der Zystoskopie als stumpfe Schleimhaut mit einem Belag und ist meist scharf auf das Trigonum der Harnblase begrenzt [siehe auch Histologie der Harnblase].
Pathologische Befunde:
Pathologische Befunde der Zystoskopie, siehe Abbildungen im gedruckten Lehrbuch (Tafeln 1–4), beispielsweise wie pathologische Befunde Tafel 3.
Komplikationen der Zystoskopie
- Schmerzen
- Makrohämaturie: meist harmlos und selbstlimitierend
- Harnwegsinfektion, das Risiko einer fiebrigen Harnwegsinfektion beträgt bei sterilem Urin etwa 1% (Herr, 2014)
- Miktionsbeschwerden, sehr selten auch Harnverhalt, insbesondere bei Männern mit BPH
- Sehr selten Verletzung von Harnröhre, Prostata oder Harnblase
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Literatur
Burke DM, Shackley DC, O'Reilly PH. The community-based morbidity of flexible cystoscopy. BJU Int. 2002 Mar;89(4):347-9. doi: 10.1046/j.1464-4096.2001.01899.x.
Herr HW. Should antibiotics be given prior to outpatient cystoscopy? A plea to urologists to practice antibiotic stewardship. Eur Urol. 2014 Apr;65(4):839-42. doi: 10.1016/j.eururo.2013.08.054.
English Version: Indications and technique of the cystoscopy procedure (step-by-step).
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