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Angiomyolipom der Niere: Diagnose und Therapie
Definition des Angiomyolipoms
Das Angiomyolipom der Nieren ist ein seltener gutartiger Nierentumor mit hohem Fettgehalt (Nelson und Sanda, 2002) (Oesterling u.a., 1986).
Epidemiologie
Prävalenz:
Die Prävalenz des Angiomyolipoms der Niere in Autopsien beträgt 0,3 %, bei Sonographie-Screening 0,1 %. Frauen viel häufiger als Männer, Altersgipfel 50–60 Lebensjahr.
Tuberöse Sklerose:
45–80 % der Patienten mit Tuberöse Sklerose haben (bilaterale) Angiomyolipome [Abb. Angiomyolipome bei tuberöser Sklerose ], in dieser Krankheitsgruppe findet sich eine gleiche Verteilung zwischen Männer und Frauen, Altersgipfel 30 Lebensjahr.
Ätiologie und Pathologie des Angiomyolipoms
Ätiologie:
Das Angiomyolipom geht von perivaskulären Epitheloidzellen aus und wächst wahrscheinlich hormonabhängig.
Makroskopie des Angiomyolipoms:
Grau-gelbe Läsionen ohne Tumorkapsel, rund bis oval, die Nierenkapsel vorwölbend. Teilweise multizentrisches Wachstum mit Beteiligung der Lymphknoten ohne metastasierendes Potential.
Histologie des Angiomyolipoms:
Reife Fettzellen, glatte Muskelzellen, (atypische) Blutgefäße und vereinzelt Mitosen sind typisch für ein Angiomyolipom.
Klinik des Angiomyolipoms der Nieren
- Flankenschmerzen
- Potentiell lebensbedrohliche Blutung durch spontane Ruptur in das Retroperitoneum (Wunderlich-Syndrom). Eine Schwangerschaft verstärkt das Rupturrisiko.
Diagnose des renalen Angiomyolipoms
Sonographie der Nieren:
Der hohe Fettgehalt des Angiomyolipoms erzeugt im Ultraschallbild der Nieren eine stark echogene Raumforderung [Abb. Angiomyolipome in der Sonographie]. Da alle anderen Nierentumoren echoarme bis isoechogene Raumoforderungen erzeugen, ist mittels Sonographie die Abgrenzung zu anderen Nierentumoren möglich.
CT-Abdomen:
Das Angiomyolipom ist durch den Fettgehalt eine hypodense Raumforderung in der Niere mit -20 bis -80 HU, dadurch ist eine Abgrenzung zum Nierenzellkarzinom möglich [Abb. CT Abdomen] [Abb. Angiomyolipome bei tuberöser Sklerose]. Verkalkungen kommen bei Angiomyolipomen nicht vor.
MRT-Abdomen:
im MRT gelingt zuverlässig der Nachweis des Fettgehaltes, welches für ein Angiomyolipom spricht, und ermöglicht die Abgrenzung zum Nierenzellkarzinom.
Angiographie:
Neovaskularisationen, ähnlich wie beim Nierenzellkarzinom, sind möglich. Die Angiographie hat keine Bedeutung mehr für die Differentialdiagnose.
Therapie des Angiomyolipoms
Konservative Therapie des Angiomyolipoms:
jährliche bildgebende Kontrollen sind bei Angiomyolipomen <4 cm und milder Symptomatik möglich. Die jährliche Wachstumsrate des sporadischen Angiomyolipoms beträgt weniger als 2 mm/Jahr, ist jedoch bei tuberöser Sklerose signifikant höher (Chan u.a., 2018).
Nierenteilresektion:
bei Angiomyolipomen >4 cm, starker Symptomatik oder bei Tumoren unklarer Dignität [siehe Kapitel offene Nierenteilresektion und laparoskopische Nierenteilresektion].
Selektive Embolisierung:
mögliche minimal-invasive Therapieoption. Manchmal entsteht ein Rezidiv, selten ist die perkutane Drainage der Nekrose notwendig.
Notfalltherapie bei retroperitonealer Blutung:
Je nach Intensität der Blutung operative Nierenfreilegung (mit Teilresektion oder Nephrektomie) oder selektive Embolisation der Blutung.
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Literatur Angiomyolipom der Nieren
Nelson, C. P. & Sanda, M. G. Contemporary diagnosis and management of renal angiomyolipoma.J Urol, 2002, 168, 1315-1325
Oesterling u.a. 1986 OESTERLING, J. E. ; FISHMAN, E. K. ; GOLDMAN, S. M. ; MARSHALL, F. F.: The management of renal angiomyolipoma.
In: J Urol
135 (1986), Nr. 6, S. 1121–4
English Version: Angiomyolipoma of the kidney