Sie sind hier: Startseite > Penis > Operationen > Hypospadie-Operationen > Grundlagen
Hypospadie-Operationen: Grundlagen und allgemeine Prinzipien
Zeitpunkt und Indikation
Hinsichtlich der Wundheilung gilt als idealer OP-Zeitpunkt der 12. bis 18. Lebensmonat. Die Operation bei Kleinkindern ist unstrittig bei ausgeprägter Hypospadie (proximale Formen) oder bei Hypospadien mit relevanter Harnröhrenenge.
Kontraindikationen
Harnwegsinfektion. Gerinnungsstörungen. Erhöhtes Operationsrisiko durch Begleiterkrankungen. Bei distalen und mittleren Formen ohne Begleitpathologie sollte die Einwilligungsfähigkeit des Patienten abgewartet werden (Carmack u.a., 2016). Bei intersexuellen Patienten ist die Hypospadieoperation (als nichtvitaler geschlechtsangleichender Eingriff) vor der Pubertät ohne Zustimmung des Familiengerichts nicht zulässig.
Patientenvorbereitung vor Hypospadie-Operation:
Androgene Therapie:
Eine androgene Therapie wird bei Mikropenis oder schwerwiegender Hypospadie angewendet. Die androgene Therapie führt zu einem überproportionalen Wachstum des Penis, wodurch der Schweregrad der Hypospadie reduziert wird und mehr Gewebe für die Rekonstruktion zur Verfügung steht. Die Hormontherapie ist umstritten und kann zu einer späteren Störung der Fertilität führen. Optionen sind eine lokale Salbentherapie oder parenterale (i.m.) Gaben von z.B. Testosteronenanthat oder oder HCG.
Perioperative Antibiotikaprophylaxe:
Antibiotikaprophylaxe mit z. B. mit Cephalexin bis zur Entfernung des DKs. Die perioperative Antibiose senkt die Rate an Bakteriurie, Fisteln, Meatusstenosen und komplizierten Harnwegsinfektionen.
Anästhesie:
Allgemeinanästhesie, transnasale Intubation, wenn Mundschleimhaut verwendet werden soll. Der Peniswurzelblock vor und nach der Operation erleichtert die Narkoseführung und reduziert die postoperativen Schmerzen des Kindes deutlich.
Lagerung:
Rückenlagerung.
Gliederung der Hypospadie-Operationen
Orthoplastik:
Ausgleich der Penisverkrümmung nach artifizieller Erektion mit Plikationsnähten oder mit Grafting bei kurzem Penis oder ausgeprägter Deviation, siehe auch Abschnitt Operationen bei Penisdeviation.
Urethroplastik:
Rekonstruktion der fehlenden Urethra, die unten genannten Operationstechniken unterscheiden sich vor allem in der Technik der Urethroplastik. Zur Anwendung kommen Lappenplastiken, Inzision der Urethralplatte und Tubularisierung, freie Transplantate wie Mundschleimhaut oder zweizeitige Operationstechniken.
- MAGPI-OP nach Duckett
- Tubularized incised plate Urethroplastik (TIP)
- Mathieu-Operation
- Gestielter Insellappen nach Duckett
- Zweizeitige Hypospadieoperation
Deckung der Neourethra:
Mit einer zweiten gut durchbluteten Gewebeschicht, meist gestielter Subkutanlappen aus dem Präputium oder Skrotum (Tunica dartos).
Meatoplastie und Glanuloplastie:
Rekonstruktion des Meatus und der Glans zur Herstellung eines Meatus an der Penisspitze mit vertikalem Schlitz.
Hautverschluss:
Nach Resektion oder Transfer von Präputiumresten.
Nachsorge von Hypospadie-Operationen
Postoperative Harnableitung:
Die Katheterisierung der Neourethra ist umstritten, die Vorteile (weniger Meatusstenosen oder Fisteln) müssen gegen die Nachteile (Schmerzen, Harnwegsinfektion) abgewogen werden. Meist wird ein dünner Ureterstent (dribbling stent) für mehrere Tage verwendet, welcher in eine Windel drainiert. Die suprapubische Harnableitung ist die sichere Alternative, wenn nach einer komplizierten Reparatur eine längere Harnableitung erforderlich ist. Distale Hypospadieoperationen können auch ohne Katheter durchgeführt werden.
Postoperativer Verband:
Ausmaß und Dauer werden kontrovers beurteilt. Der intraoperative Verband soll das postoperative Ödem und das Risiko der Nachblutung reduzieren, dieser wird für mehrere Tage bis zu einer Woche mit dem dribbling stent belassen. Moderne selbstklebende weiche Schaumverbände können wieder einfach entfernt werden. Bei einem Verbandswechsel ist meist eine kurze Narkose notwendig. Bei einfachen Hypospadie-Operation genügt auch ein antiseptischer Salbenverband.
Komplikationen von Hypospadie-Operationen
Blutung, Infektion, Meatus- oder Harnröhrenstriktur, urethrokutane Fistel, Harnröhrendivertikel, Lappennekrose, Dehiszenz der Glanskorrektur, unzureichend korrigierte Penisdeviation.
Penisdeviation OP | Suchen | MAGPI Hypospadie-OP |
Sachregistersuche: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
Literatur
Baskin 2000 BASKIN, L. S.:
Hypospadias and urethral development.
In: J Urol
163 (2000), Nr. 3, S. 951–6
A. Carmack, L. Notini, and B. D. Earp, “Should Surgery for Hypospadias Be Performed Before An Age of Consent?,” J Sex Research, vol. 53, no. 8, pp. 1047–1058, 2016.
Duckett 1981a DUCKETT, J. W.:
The island flap technique for hypospadias repair.
In: Urol Clin North Am
8 (1981), Nr. 3, S. 503–11
Duckett 1981b DUCKETT, J. W.:
MAGPI (meatoplasty and glanuloplasty): a procedure for subcoronal
hypospadias.
In: Urol Clin North Am
8 (1981), Nr. 3, S. 513–9
Mathieu 1932 MATHIEU, P.:
Traitement en un temps de l’hypospadias balanique ou juxtabalanique.
In: J Chir
39 (1932), S. 481?486
Mouriquand u.a. 1995 MOURIQUAND, P. D. ;
PERSAD, R. ; SHARMA, S.:
Hypospadias repair: current principles and procedures.
In: Br J Urol
76 Suppl 3 (1995), S. 9–22
Snodgrass 1994 SNODGRASS, W.:
Tubularized, incised plate urethroplasty for distal hypospadias.
In: J Urol
151 (1994), Nr. 2, S. 464–5