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Operationen bei Penisverkrümmung: Technik und Komplikationen
Indikationen zur operativen Therapie bei Penisverkrümmung
Penisdeviationen, die seit ein bis zwei Jahren unverändert bestehen und ein mechanisches Hindernis für den GV darstellen, können operativ behandelt werden. Es existieren drei verschiedene Operationsprinzipien:
Nesbit-OP oder Plikatur-Technik:
Durch eine Verkürzung der gesunden Gegenseite wird eine Begradigung des Penis erzielt. Die Technik eignet sich für Patienten mit einer Deviation unter 60 Grad, ausreichender Penislänge, ausreichender erektiler Funktion und fehlender Penisschaftverengung.
OP mit Plaqueinzision/exzision und Grafting:
Die Plaques auf der betroffenen Seite werden exzidiert oder inzidiert, nach Begradigung des Penis wird der Defekt der Tunica albuginea mit einem Graft gedeckt. Die Technik ist geeignet für Patienten mit Deviationen über 50 Grad, bei Penisschaftverengung, unzureichender Penislänge und ausreichender erektiler Funktion.
Implantation einer Penisprothese:
Die Implantation einer Penisprothese mit Begradigung eignet sich für Patienten mit einer signifikanten Deviation und therapierefraktärer erektiler Dysfunktion.
Kontraindikationen für Operationen bei Penisverkrümmung
- Gerinnungsstörungen und andere Krankheiten, die gegen einen elektiven planbaren Eingriff sprechen.
- Aktive nicht stabile IPP-Erkrankung: meist wird eine Krankheitsdauer von über einem Jahr und keine Änderung der Deviation von mindestens sechs Monaten gefordert.
- Bei einer erektilen Dysfunktion sind die folgend dargestellten Techniken ungeeignet.
Technik der Operationen bei Penisdeviation
Patientenvorbereitung:
Ausschluss oder Therapie einer Harnwegsinfektion. Perioperative Antibiotikaprophylaxe. Rückenlagerung. Allgemeinanästhesie oder Spinalnarkose.
Operativer Zugang:
Zirkumzisionszugang und vollständige Freilegung des Penisschafts. Alternativ kann auch ein longitudinaler Zugang durchgeführt werden.
Präparation des dorsalen Gefäßnervenbündels:
Die Buck-Faszie wird beidseits lateral des Gefäßnervenbündels inzidiert und das Gefäßnervenbündel vom Corpus cavernosum abpräpariert. Dieses Manöver ist bei ventraler Deviation oder bei Inzision von dorsalen Plaques erforderlich.
Artifizielle Erektion:
Durch Injektion von Alprostadil oder Papaverin, alternativ kann die Erektion durch eine Injektion von physiologischer Kochsalzlösung mit einer Butterfly-Kanüle an der Penisbasis erreicht werden. Bei distalen Deviationen kann ein Gummizügel als Blutsperre eingesetzt werden, bei proximalen Läsionen wird mit Hilfe einer Fingerkompression der Abfluss reduziert.
Operation nach Nesbit:
Die Operation nach Nesbit beginnt mit einer ovalen Exzision der Tunica albuginea auf der konvexen Seite der Deviation. Der Verschluss der Tunica albuginea mit nicht resorbierbaren 2-0 Einzelknopfnähten begradigt den Penisschaft [Abb. Operation nach Nesbit]. Die Naht sollte wasserdicht sein, dies wird intraoperativ durch eine artifizielle Erektion geprüft (Nesbit, 1965) (Nesbit, 2002). Modifizierte Technik nach Yachia: longitudinale Inzision und horizontale Naht führt zum Ausgleich der Deviation (Yachia, 1990).
Abbildung: OP nach Nesbit
Plikationstechnik nach Schroeder und Essed:
Die Anlage von nicht resorbierbaren Nähten (2-0) mit versenkten Knoten verkürzt die Schwellkörperwand auf der konvexen Seite und sorgt für den Ausgleich der Deviation (Essed u.a., 1985), siehe auch Abb. Operation nach Schroeder und Essed. Für die Begradigung werden meist 4 verkürzende Nähte verwendet, zur Planung werden die Punkte für den Nadeldurchtritt auf dem Schwellkörper markiert (16 dot repair).
Abbildung: OP Plikation
Plaqueinzision und Defektdeckung:
Inzision der konkaven Seite, um eine Schaftbegradigung zu ermöglichen. Einige Autoren befürworten eine komplette Entfernung der Plaques. Der entstehende Defekt in der Tunica albuginea muss nach Begradigung gedeckt werden:
Abbildung: IPP OP mit Grafting
Hauttransplantat (Dermis):
Oberhalb der Spina iliaca ant. sup. wird im Bereich des Grafts das Stratum corneum mit dem Dermatom entfernt. Das Dermis-Transplantat sollte 20–25% größer als die Lücke in der Tunica albuginea sein. Das subkutane Fettgewebe muss komplett von der Rückseite der Dermis entfernt werden. Hautnaht an der Entnahmestelle. Das Dermistransplantat wird fortlaufend mit PDS 2-0 wasserdicht eingenäht. Nach Deckung des Defektes wird das Operationsergebnis und die Dichtigkeit der Naht durch eine artifizielle Erektion überprüft.
Venenwand:
z. B. V. saphena magna, diese wird längs eröffnet und mehrere Segmente werden seit-zu-seit zu einer Fläche anastomosiert. Nachteilig sind die potentielle Morbidität der Entnahmeoperation und der Verlust der Vene für zukünftige kardiale Bypass-Operationen.
Käufliches Material:
z. B. Tachosil (zellfreies Material) oder Tutopatch (humane Fascia lata). Käufliches Material zur Deckung des Defektes bietet Vorteile: die Entnahmeoperation entfällt und der Graft hat eine konstante Qualität.
Wundverschluss:
Fortlaufender Verschluss der Buck-Faszie mit PDS 3–0, Einlage von Redon-Wunddrainagen zwischen Dartos und Buck-Faszie. Hautnaht mit schnell resorbierbarem Nahtmaterial der Stärke 4–0. DK 14 Ch. Kompressionsverband mit elastischer Binde.
Nachsorge nach Operationen bei Penisverkrümmung
Entfernung der Drainagen, Verband und Dauerkatheter nach 1–2 Tagen. Sexuelle Abstinenz für 6–8 Wochen. Nach 2 Wochen sind Erektionen und Manipulationen des Penis zur Verhinderung von Hautadhäsionen und Transplantatschrumpfung erwünscht. Nach 3–4 Wochen sollten Erektionen mit PDE5 Hemmern und Vakuumpumpen verbessert werden. Zusätzlich sorgt eine Penistraktionstherapie für eine Begradigung in der Heilungsphase. Nach zwei Monaten ist der Graft für Geschlechtsverkehr stabil eingeheilt.
Komplikationen nach Operationen bei Penisverkrümmung
Allgemeine Komplikationen sind die Blutung, Penishämatom, Wundinfektionen, erneute Deviation, Sanduhrdefekt, Verschlechterung der erektilen Funktion und Glanshypästhesie.
- Nesbit-OP oder Plikatur-Technik: die Begradigung geht mit einer Penisverkürzung (0,5–2 cm) einher. Weitere spezifische Komplikationen sind Missempfindungen und störende Nähte im Bereich der Plikatur.
- Plaqueinzision/exzision und Grafting: hohes Risiko der Verschlechterung der Erektion oder Penisstabilität, unzuverlässige Begradigung durch schwer vorhersehbare Heilung des Graftings. Die postoperative Heilungsrate ist deutlich länger als nach der Plikaturtechnik.
- Penisprothese: mechanisches Versagen des Implantats, Infektionen mit operativer Revision oder Prothesenentfernung (3–10%), Perforationen der Harnröhre oder der Schwellkörper (Good u.a., 2024).
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Literatur
A. Nehra et al. “AUA Guideline: Peyronie’s Disease,” 2015. [Online]. Available: https://www.auanet.org/guidelines-and-quality/guidelines/peyronies-disease-guideline.
EAU-Guidelines: Sexual and Reproductive Health
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F. H.:
New surgical treatment for Peyronie disease.
In: Urology
25 (1985), Nr. 6, S. 582–7
Good J, Crist N, Henderson B, Karcher C, Sencaj J, Bernie HL. Inflatable penile prosthesis placement in Peyronie's disease: a review of surgical considerations, approaches, and maneuvers. Transl Androl Urol. 2024 Jan 31;13(1):139-155. doi: 10.21037/tau-23-180.
Nesbit 1965 NESBIT, R. M.:
Congenital Curvature of the Phallus: Report of Three Cases with
Description of Corrective Operation.
In: J Urol
93 (1965), S. 230–2
Nesbit 2002 NESBIT, R. M.:
Congenital curvature of the phallus: report of three cases with
description of corrective operation. 1965.
In: J Urol
167 (2002), Nr. 2 Pt 2, S. 1187–8; discussion 1189
Yachia 1990 YACHIA, D.:
Modified corporoplasty for the treatment of penile curvature.
In: J Urol
143 (1990), Nr. 1, S. 80–2
English Version: Surgery for penile curvature: techniques and complications
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