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Laparoskopische Nephrektomie: Technik und Komplikationen
Die laparoskopische Nephrektomie hat gegenüber der offenen Nephrektomie deutliche Vorteile (weniger Blutverlust, postoperative Schmerzen, paralytischer Ileus, Wundinfektion und Narbenhernie) und führt zu einer schnelleren postoperativen Erholung des Patienten.
Indikationen zur Nephrektomie
Benigne Erkrankungen:
Funktionslose Niere mit Beschwerden (Hämaturie, rezidivierende Infektionen, Nephrolithiasis, Hydronephrose, Flankenschmerzen, arterieller renaler Hypertonus...).
Maligne Erkrankungen:
Nierentumoren bis 8 cm Größe, die nicht organerhaltend therapiert werden können.
Kontraindikationen
Gerinnungsstörungen. Weitere Kontraindikationen sind abhängig von den Grunderkrankungen (Operationsrisiko), der Nierenfunktion der Gegenseite (Niereninsuffizienz) und der Bedeutung der Nephrektomie für die Lebenserwartung oder Lebensqualität des Patienten. Keine Durchführung der Nephrektomie, wenn eine organerhaltende Teilnephrektomie möglich ist, insbesondere bei Einzelniere, Niereninsuffizienz, bei beidseitigem oder hereditärem Nierenzellkarzinom.
Bei großen Nierentumoren (über 8 cm), Lymphknotenmetastasen oder Venenthromben sollte das offen-chirurgische Vorgehen gewählt werden. Kein laparoskopischer Zugang bei ausgeprägten abdominellen Voroperationen (Hemikolektomie der gleichen Seite o.ä.), alternativ Retroperitoneoskopie oder lumbale Nephrektomie.
Technik der laparoskopischen Nephrektomie
Präoperative Vorbereitung:
Zur Verbesserung der intraabdominellen Übersicht sollte am präoperativen Tag die Ernährung auf klare Flüssigkeiten (Wasser, Säfte, Brühe) beschränkt werden. Zusätzlich Einlauf am Abend vor der Operation. Perioperativ werden Magensonde und Dauerkatheter gelegt. Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Risikofaktoren für Wundinfektionen.
Lagerung:
Lagerung des Patienten auf einer Vakuummatratze mit abgeschwächter Seitenlagerung. Gute Fixierung des Patienten, um ein Kippen des Patienten in alle Richtungen zu ermöglichen.
Trokarpositionen:
Zu empfehlen ist eine Minilaparotomie und Einknotung eines Hasson-Optiktrokars (10 mm) am Nabel. Der zweite 10 mm Trokar wird etwas kaudal des Nabels lateral des ipsilateralen Rektusmuskels eingesetzt. 5 mm Trokar zwischen Xiphoid und Nabel in der Mittellinie. Zusätzlicher 5 mm Trokar (falls erforderlich) zur Retraktion von Leber, Kolon oder Milz, z. B. unterhalb des Xiphoids oder Rippenbogens.
Operativer Zugang:
Großzügige laterokolische Inzision zur Präparation des Kolons nach medial [Abb. Kolonmobilisation 1 und Kolonmobilisation 2]. Rechtsseitig wird das Duodenum von der V. cava nach medial präpariert. Darstellung und Durchtrennung des Ureters [Abb. Durchtrennung des Ureters]. Durchtrennung der V. testicularis/ovarica auf der linken Seite. Linksseitig wird die Aorta nach kranial verfolgt, rechtsseitig die V. cava, bis der Nierenhilus erreicht wird. Die Präparation wird durch Zug am Ureter nach lateral erleichtert.
Hiluspräparation:
Die Nierengefäße werden isoliert dargestellt [Abb. Nierenhilus], Vorsicht vor Anomalien der Nierenhilusgefäße [Abb. Gefäßanomalien Niere]. Die Nierengefäße werden zwischen Ligaturclips durchtrennt, nach proximal sollten 2–3 Clips plaziert werden [Abb. Durchtrennung der Nierenvene und Durchtrennung der Nierenarterie]. Alternativ werden die Hilusgefäße mit einem linearen Klammernahtinstrument für Gefäße (Endo-GIA, 30–45 mm) durchtrennt. Der Nierenhilus kann auch mit einem langen (60 mm) Endo-GIA en-block durchtrennt werden, siehe Abb. Durchtrennung der Nierengefäße mit Endo-GIA. Die Vena suprarenalis der linken Seite kann meist geschont werden.
Präparation des Oberpols:
entlang der großen Gefäße (V. cava oder Aorta) wird weiter nach kranial präpariert [Abb. Mobilisation der Leber]. Die Schicht zwischen Nebenniere und Oberpolfettkapsel wird durchtrennt. Linksseitig ist auf die Vasa lienales und den Pankreasschwanz zu achten.
Adrenalektomie:
falls onkologisch notwendig, ist die Adrenalektomie laparoskopisch gut durchführbar. Entlang der großen Gefäße (V. cava oder Aorta) wird weiter nach kranial präpariert. Die Äste zur Nebenniere werden je nach Größe geclippt oder koaguliert.
Organbergung:
Durchtrennung der restlichen Organbefestigungen an der lateralen Seite. Das Organ wird in einem Bergebeutel deponiert, welcher durch den 10 mm Trokar eingebracht wurde [Abb. Bergebeutel]. Nach einem muskelschonenden Wechselschnitt kann die Niere komplett entfernt werden. Fakultativ wird eine Robinsondrainge durch einen 5 mm Trokar eingelegt.
Lymphadenektomie:
Bei Tumoren mit T1–2 cN0 sollte keine Lymphadenektomie durchgeführt werden, da in einer großen EORTC-Studie kein Überlebensvorteil demonstriert werden konnte (Blom u.a., 1999 und 2009). Bei vergrößerten Lymphknoten ist eine limitierte regionale Lymphadenektomie laparoskopisch durchführbar.
Morcellation:
Die Morcellation ist die mininal-invasive Zerkleinerung der Niere innerhalb der Bauchhöhle und die fragmentierte Bergung des Organs, um einen Bergeschnitt zu vermeiden. Die Morcellation wird regelhaft bei benigner Indikation für eine Nephrektomie angewendet. Die Morcellation der Niere bei Nierentumoren ist risikoreich und wird nicht empfohlen, da bei der Mehrzahl der publizierten Portmetastasen die Morcellation angewendet wurde.
Technische Modifikationen:
Folgende technische Modifikationen der laparoskopischen Standardtechnik werden teilweise (auch in Kombination) bei der laparoskopischen Nephrektomie angewendet:
- Handassistierte Technik: über einen speziellen Handport kann eine Hand des Operierenden in die Bauchhöhle geführt werden und hilft bei der Dissektion. Der Arm wird mit einem zusätzlichen sterilen Ärmelschoner geschützt. Nachteilig sind die hohen Kosten des Einmalartikels. Die handassistierte Technik kann auch durch einen der Handgröße angepassten Wechselschnitt durchgeführt werden, das Gasleck wird mit Hilfe von feuchten Bauchtüchern limitiert. Die Inzision für den Handport wird später für die Organbergung verwendet.
- Roboter-assistierte Laparoskopie: die dreidimensionale Sicht, artikulierte Instrumente mit mehreren Freiheitsgraden, ein ausgefilterter Handtremor und die ergonomische Arbeitsposition vereinfachen die laparoskopische Operation. Für die Nephrektomie ist die Anwendung des Robotors aufgrund der Einfachheit der Operation und unter Berücksichtigung des Aufwands und Kosten nicht gerechtfertigt.
- Single-Port Laparoskopie: die Operation wird über einen Trokar mit mehreren Kanälen und mit speziellen angulierten Instrumenten durchgeführt. Auch für die roboter-assistierte Laparoskopie steht eine Single-port Plattform zur Verfügung (Dobbs u.a., 2020).
- NOTES: steht für Natural Orifices Transluminal Endoscopic Surgery. Wenige Zentren haben die Machbarkeit der transvaginalen NOTES Nephrektomie demonstriert, ein klinischer Vorteil ist jedoch nicht belegt.
Nachsorge nach laparoskopischer Nephrektomie
Allgemeine Maßnahmen:
Frühzeitige Mobilisation. Thromboseprophylaxe. Laborkontrollen (Hb, Kreatinin). Wundkontrollen und regelmäßige Untersuchung des Abdomens.
Analgesie:
Schmerztherapie mit einer Kombination aus Nichtopioid-Analgetika und Opioid.
Kostaufbau:
Entfernung der Magensonde nach der Operation und schluckweise Tee nach der Operation. Klare Brühe, Joghurt und Toastbrot am ersten postoperativen Tag, dann Kostaufbau.
Drainagen und Katheter:
Schnelle Entfernung des Blasenkatheters nach unkomplizierter Operation bei stabilen Patienten innerhalb von 12 Stunden, Wunddrainage (oft nicht notwendig) für 1–2 Tage.
Komplikationen nach laparoskopischer Nephrektomie
Prinzipiell besteht das gleiche Komplikationsspektrum wie bei der offenen Tumornephrektomie [siehe Kapitel Tumornephrektomie]. In vergleichenden Studien hat die laparoskopische Technik Vorteile hinsichtlich der Blutungsmenge, Schmerzen, paralytischer Ileus, Wundinfektion und Narbenhernie.
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English Version: Laparoscopic nephrectomy