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Nieren: Diagnose und Therapie von Nierenerkrankungen
Anatomie der Nieren
Die Nieren sind ein paariges bohnen- oder nierenförmiges Organ, welches im Retroperitoneum lokalisiert ist. Eine Niere wiegt zwischen 120 und 200 g. Der makroskopische Aufbau der Nieren, die Gefäßversorgung oder der ableitende Harntrakt sind häufig von Fehlbildungen betroffen.
Die mikroskopische Anatomie der Nieren ist komplex: Histologie des Glomerulums und des Tubulussystems.
Physiologie der Nieren: Im Glomerulus wird ein proteinarmer Primärharn aus dem Blut filtriert, welches die Glomeruluskapillare durchströmt (Glomeruläre Filtration, Clearance). Durch eine gezielte tubuläre Rückresorption ermöglichen die Nieren dem Körper Stoffe gezielt auszuscheiden oder zu behalten. Weitere Kapitel besprechen die Mechanismen der Harnkonzentrierung und die Hormonfunktionen der Niere.
Krankheiten der Nieren
Fehlbildungen der Nieren
Angeborene Fehlbildungen der Nieren gehören zu den häufigsten Fehlbildungen des Menschen, wegweisend für das Memorieren ist eine sinnvolle Einteilung der Nierenfehlbildungen:
Numerische Anomalien sind bei beidseitiger Manifestation (Potter-Syndrom) tödlich, einseitige Anomalien können durch die Gegenseite hinsichtlich der Entgiftungsfunktion kompensiert werden. Zu den einseitigen numerischen Anomalien zählen die unilaterale Nierenagenesie und die zusätzliche Niere.
Lage- und Fusionsanomalien prädisponieren zu Harnwegsinfektionen, zu Nierensteinen und zu Nierenfunktionsstörungen. Zu den Lageanomalien werden die Nierenektopie, die gekreuzte Nierendystopie, die Hufeisenniere und die Malrotation der Nieren gezählt.
Fehlbildungen der Nierengefäße können einen renalen Hypertonus auslösen und gefährden ebenfalls die Nierenfunktion.
Fehlbildungen des Hohlsystem der Nieren wie Kelchdivertikel, die Megakalikose, das extrarenales Kelchsystem prädisponieren zur Harnwegsinfektionen und Nierensteinen.
Sehr viele Fehlbildungen der Nieren gehen mit einer Zystenbildung einher, die Klassifikation von zystischen Nierenerkrankungen wird nicht mehr nach Potter durchgeführt, sondern berücksichtigt genetische und klinische Merkmale. Zu den vererbaren zystischen Nierenerkrankungen zählen die autosomal-rezessive polyzystische Nierenerkrankung (ARPKD), die autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD), die juvenile Nephronophthisis und das kongenitale Nephrose-Syndrom. Als nicht vererbar gelten folgende Erkrankungen: die multizystische Nierendysplasie, die benigne multilokuläre Nierenzyste, die einfache Nierenzyste, parapelvine Nierenzysten und die Markschwammniere. Die terminale Niereninsuffizienz führt im Verlauf der Dialyse zur erworbenen zystischen Nierenerkrankung.
Verletzungen der Nieren
Urologische Verletzungungen entstehen vor allem im Rahmen des stumpfen Bauchtraumas, meist im Rahmen eines Polytraumas. Je nach Region überwiegen Verkehrsunfälle oder Skiunfälle. Penetrierende Verletzungen durch Schuss- oder Stichverletzungen sind in Deutschland selten. weiterlesen...
Verletzungen der Nieren entstehen meist durch direkte stumpfe Gewalt oder durch Dezelerationsverletzungen im Rahmen von Verkehrsunfällen oder Sturz aus großer Höhe.
Erkrankungen der Nierengefäße
Die Arteriosklerose ist eine häufige Ursache für die Nierenarterienstenose, die Arteriosklerose kann auch zu einem Nierenarterienaneurysma führen. Die Nierenarterienstenose geht mit Hypertonie und Nierenfunktionsverlust einher, die Therapie besteht in der medikamentösen Kontrolle der Hypertonie oder der interventionellen oder operativen Therapie der Gefäßverengung.
Seltene Erkrankungen der Nierengefäße sind die Nierenarterienembolie, die arteriovenöse Fistel, das Nussknacker-Syndrom oder die Nierenvenenthrombose.
Infektionen der Nieren
Das Kapitel Grundlagen von Harnwegsinfektionen erklärt die Risikofaktoren und Mechanismen der Keimbesiedlung des Harntrakts. Die häufigste bakterielle Infektion der Nieren ist die akute Pyelonephritis. Die Ursache der Pyelonephritis liegt meist in einer aszendierenden bakteriellen Harnwegsinfektion. Die Infektion führt zu Fieber und Flankenschmerzen. Neben der Gabe von Schmerzmitteln und fiebersenkenden Medikamenten steht die Antibiotikatherapie im Vordergrund der Therapie. Die Chronische Pyelonephritis entsteht meist durch wiederkehrende Nierenbeckenentzündungen, ausgelöst durch einen vesikoureteralen Reflux.
Eingekapselte Infektionen wie Nierenabszesse oder perinephritischer Abszesse haben meist zusätzliche Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Nierensteine oder einen Keimeintritt in die Blutbahn. Die xanthogranulomatöse Pyelonephritis hat die Risikofaktoren Nephrolithiasis und Harnstau. Alle Infektionen der Nieren können zu einer Urosepsis führen.
Die Tuberkulose des Harntakts ist eine chronische Infektion mit Mycobacterium tuberculosis. Die Therapie mit Tuberkulostatika muss mindestens 9–12 Monate durchgeführt werden.
Funktionsstörungen der Nieren
Das akute Nierenversagen kann durch prärenale, renale und postrenale Ursachen ausgelöst werden. Es droht eine chronischen Niereninsuffizienz. Die Therapie der chronischen terminalen Niereninsuffizienz besteht in der Dialyse oder der Nierentransplantation.
Steinerkrankungen der Nieren
Nierensteine entstehen v. a. in einer Gesellschaft mit Nahrungsüberfluss und reduzierter körperlicher Bewegung. Nierensteine verursachen manchmal keine Beschwerden, können aber auch sehr schmerzhafte Nierenkoliken auslösen. Weiterhin drohen Infektionen und Funktionsverlust der Nieren. Kleine Nierensteine können spontan ausgeschieden werden, größere Nierensteine benötigen als Therapie die ESWL, Ureterorenoskopie oder die perkutane Nephrolithotomie.
Gutartige Nierentumoren
Die häufigsten gutartigen Nierentumoren sind das Onkozytom und das Angiomyolipom.
Bösartige Nierentumoren
Der häufigste bösartige Nierentumor ist das Nierenzellkarzinom. Risikofaktoren sind neben genetischen Faktoren auch Rauchen, Adipositas und seltene Giftstoffe. Das Nierenzellkarzinom wird oft zufällig im Rahmen der radiologischen Bildgebung aufgrund anderer Erkrankungen diagnostiziert. Die Therapie besteht in der Nierenentfernung (Nephrektomie), welche als Schnittoperation oder laparoskopisch durchgeführt werden kann. Das fortgeschrittene Nierenzellkarzinom mit Metastasen kann mit modernen Medikamenten therapiert werden, welche die Signaltransduktion der Tumorzelle hemmen.
Seltene bösartige Nierentumoren sind der Wilms-Tumor der Kinder, das Nierensarkom, das Nierenlymphom und Metastasen der Nieren.
Operationen der Nieren
- Einfache Nephrektomie
- Tumornephrektomie
- Nierenteilresektion
- Laparoskopische (radikale) Nephrektomie
- Laparoskopische Nierenteilresektion
- retroperitoneoskopische Nephrektomie
- Perkutane Nephrolithotomie
- Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL)
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Literatur Nieren
A. W. Partin, C. A. Peters, L. R. Kavoussi, R. R. Dmochowski, and A. J. Wein, Campbell-Walsh-Wein Urology, 12th ed. ISBN-13: 978-1455775675: Elsevier, 2020.
English Version: Kidney diseases