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Penicillin-Antibiotika: Einteilung, Nebenwirkungen und Dosierung
β-Lactam-Antibiotika hemmen die Peptidoglykansynthese der Bakterienwand, sie unterscheiden sich durch eine unterschiedliche Pharmakokinetik, Resistenz gegenüber der β-Lactamase und in der Penetrationsfähigkeit durch die Bakterienwand (Simon und Stille, 1997).
Einteilung der Penicilline
- Benzyl- und Phenoxy-Penicilline: Penicillin G und V, Procain-Penicillin G
- Aminopenicilline: Amoxicillin, Ampicillin, Pivmecillinam
- Acylaminopenicilline: Mezlocillin, Azlocillin, Piperacillin
- Isoxazolpenicilline: Oxacillin, Dicloxacillin, Flucloxacillin
Penicillin
Wirkspektrum der Penicilline:
bakterizide Wirkung auf Streptokokken, Gonokokken, Meningokokken, Diphtheriebakterien, Treponema pallidum.
Schwach empfindlich oder resistent sind Enterokokken, Enterobakterien, Salmonellen, Mykobakterien, ...
Urologische Indikationen für Penicillin:
Lues.Pharmakokinetik der Penicilline:
Penicillin G ist für parenterale Anwendungen geeignet, Penicillin V ist resistent gegen Magensäure und für orale Anwendung verfügbar. Halbwertszeit 40 min. Zu 90 % renale Ausscheidung bei intravenöser Gabe, bei oraler Gabe ungefähr 50 %.
Nebenwirkungen der Penicilline:
- Allergie (0,5–1 %)
- Neurotoxische Reaktionen mit Epilepsie bei sehr hoher Dosierung
- gastrointestinale Nebenwirkungen bei oraler Gabe
Kontraindikationen der Penicilline:
Penicillinallergie.
Dosierung der Penicilline:
Penicillin intravenös:
Erwachsene 2 Mio E/d auf 4 Einzeldosierungen verteilt. Bei Neurolues oder Meningitis ist eine Dosissteigerung bis 20 Mio E/d möglich.
Penicillin intramuskulär:
bis zu 4 Mio E/d i. m.
Penicillin oral:
Erwachsene 0,5–1 Mio E 1–1–1, Kinder 1–6 Jahre 0,3 Mio E 1–1–1.
Präparatenamen Penicillin:
Penicillin, Retacillin (Penicillin G). Arcasin, Infectocillin, Isocillin, Ispenoral, Megacillin, Penbeta, Penhexal, Penicillin (Penicillin V).
Amoxicillin
Wirkspektrum von Amoxicillin:
wie Penicillin und zusätzlich Enterokokken bei geringer Aktivität gegenüber grampositiven Keimen im Vergleich zu Penicillin. Unterschiedlich empfindlich gegen Salmonellen, E. coli, Proteus. Die Kombination von Amoxicillin mit einem β-Lactamase-Hemmer erweitert das Wirkspektrum im gramnegativen Bereich und gegen Staph. aureus.
Urologische Indikationen für Amoxicillin:
Unkomplizierte Harnwegsinfektion von Schwangeren und Kindern. Endokarditisprophylaxe. In Kombination mit Clavulansäure ist eine intravenöse perioperative Antibiotikaprophylaxe möglich.
Pharmakokinetik von Amoxicillin:
Halbwertszeit 1 h, 60–70 % renale Elimination.
Nebenwirkungen von Amoxicillin:
siehe Penicillin.
Bei Zusatz von Clavulansäure zusätzlich erhöhte gastrointestinale Nebenwirkungen, selten Cholestase.
Kontraindikationen für Amoxicillin:
Penicillinallergie, infektiöse Mononukleose, CLL. Strenge Indikationsstellung für den Zusatz von Clavulansäure in der Schwangerschaft.
Dosierung Amoxicillin:
Erwachsene 0,5–1 g 1–1–1, Kinder erhalten eine Tagesdosis von 50 mg/kgKG in 3 Einzelgaben.
Dosierung Amoxicillin/Clavulansäure:
Erwachsene 625 mg (500 mg Amoxicillin und 125 mg Clavulansäure) oder 1000 mg (875 mg Amoxicillin und 125 g Clavulansäure) 1–1–1 p.o. Die intravenöse Dosierung beträgt 1,2 g (1000 mg Amoxicillin und 200 mg Clavulansäure) oder 2,2 g (2000 mg Amoxicillin und 200 mg Clavulansäure) 1–1–1 i. v. Kinder 15 mg/kgKG.
Eine Dosisreduktion ist bei einer Niereninsuffizienz unter 30 ml/min notwendig.
Präparatenamen Amoxicillin:
Amoxicillin-Generika, AmoxiClav, Augmentan (mit Clavulansäure).
Pivmecillinam
Indikationen:
Pivmecillinam ist geeignet zur Therapie der akuten unkomplizierten Harnwegsinfektion von Erwachsenen, auch von schwangeren Frauen.
Wirkspektrum:
β-Lactam-Antibiotikum der Aminopenicillingruppe mit einem schmalen Wirkspektrum gegen gramnegative Keime: Enterobacter, E. coli, Klebsiella, Proteus. Natürlich resistent sind: grampositive Bakterien (Enterokokken, Staphylokokken) und gramnegative Pseudomonas spp. Durch das schmale Wirkspektrum ist die Auswirkung auf die natürliche Schleimhautflora von Mund, Darm und Vagina gering.
Pharmakokinetik:
Pivmecillinam ist eine Prodrug, welche im Körper durch Esterasen in das wirksame Mecillinam hydrolysiert wird. Nach oraler Aufnahme beträgt die Bioverfügbarkeit 60–70%. Die Halbwertszeit beträgt 1 h, Ausscheidung vor allem über die Nieren.
Nebenwirkungen:
Häufig Durchfall und Übelkeit, vaginale Pilzinfektion. Gelegentlich Clostridium difficile Kolitis, Allergische Reaktionen, Leberfunktionsstörungen. Gefahr von Ösophagusulcera.
Wechselwirkungen:
Keine gleichzeitige Einnahme von Valproinsäure.
Kontraindikationen:
Allergie gegen Penicillin oder Cephalosporinen. Genetische Erkrankungen mit Carnitinmangel. Bekannte Porphyrie.
Dosierung von Pivmecillinam:
400 mg 1-1-1 p.o. für drei Tage.
Präparatenamen:
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Literatur Penicilline
Simon und Stille 1997 SIMON, C. ; STILLE, W.: Antibiotika-Therapie in Klinik und Praxis.9. Auflage.
Stuttgart New York : Schattauer, 1997