Dr. med. Dirk Manski

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Leitliniengestützte Empfehlungen zur perioperativen Antibiotikaprophylaxe in der Urologie

Wirkmechanismus der Antibiotikaprophylaxe

Die perioperative Antibiotikagabe senkt die Bakterienkonzentration in der Wunde und damit das Risiko einer Wundinfektion. Je höher die potenzielle bakterielle Kontamination der Wunde ist, desto größer ist der Nutzen der Antibiotikaprophylaxe. Darüber hinaus kann die perioperative Antibiotikagabe urologische Komplikationen wie Harnwegsinfektionen oder Harnröhrenstrikturen reduzieren.

Klassifikation von Eingriffen nach Kontaminationsgrad

Aseptisch (sauber):

Die Schleimhaut des Gastrointestinal- oder Urogenitaltraktes wurde nicht verletzt. Häufigste Keime sind Staphylokokken, das Wundinfektionsrisiko liegt (ohne Risikofaktoren des Patienten) unter 2%. Eine Antibiotikaprophylaxe ist bei Risikofaktoren des Patienten und bei großen Wundhöhlen zu erwägen.

Sauber-kontaminiert und Kontaminiert:

Eröffnung der Schleimhaut des Gastrointestinal- oder Urogenitaltraktes oder frische traumatische Wunden. Das Risiko für eine Wundinfektion liegt bei Eingriffen mit Eröffnung des Harntrakts bei 2–4%, bei Eingriffen mit Eröffnung des Darms bei 5–10%, bei unkontrollierter Kontamination bis 15%. Neben Staphylokokken sind die häufigsten Erreger Enterobakterien und Enterokokken, bei Eröffnung des GI-Traktes zusätzlich noch Anaerobier. Eine Antibiotikaprophylaxe sollte durchgeführt werden.

Septisch (schmutzig):

Eingriffe in Körperregionen mit massiver bakterieller Kontamination durch bereits bestehende Infektionen oder alte traumatische Wunden. Das Risiko für eine Wundinfektion beträgt 15–40%, das Erregerspektrum entspricht der Kategorie sauber-kontaminiert. Meist ist eine mehrtägige Antibiotikatherapie notwendig.

Zeitpunkt der Antibiotikaprophylaxe

Die Antibiotikaprophylaxe wird 30–60 min vor dem Hautschnitt intravenös verabreicht, sodass zum Zeitpunkt des Hautschnitts die maximale Antibiotikakonzentration im Gewebe besteht. Eine Wiederholung der Antibiotikagabe wird nach 4 h OP-Dauer (je nach Halbwertszeit) oder bei großem Blutverlust empfohlen (Zimmerli, 1998). Statt einer Einmalgabe sind auch bis zu drei Antibiotikagaben am Operationstag als Antibiotikaprophylaxe anerkannt, die Datenlage für eine bessere Senkung der Infektionsrate gegenüber einer Einmalgabe ist jedoch unsicher.

Indikationen der Antibiotikaprophylaxe

Die Indikationen zur perioperativen Antibiotikaprophylaxe bei urologischen Eingriffen sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:


Perioperative Antibiotikaprophylaxe, modifiziert nach EAU-Leitlinien: Die Antibiotikaprophylaxe wird i. d. R. als Einmalgabe intravenös vor OP-Beginn gegeben. Wiederholung bei langer Operationsdauer und bei großem Blutverlust. Vorsicht: in älteren Leitlinen werden häufig Fluorchinolone empfohlen, diese sind nicht mehr für eine Prophylaxe zugelassen (Drug Safety Mail 2019-40).
* Risikofaktoren des Patienten für eine Wundinfektion sind: Kachexie, Koagulopathien, Schock und Verbrennungen, Polytrauma, Diabetes mellitus, Immunschwäche, Rauchen, Alkoholismus, Glukokortikoidtherapie, präoperativ bestehende Dauerkatheter oder Harnleiterschienen.
Operation Antibiotikaprophylaxe
Operationen mit Eröffnung des Harntrakts Cephalosporin oder Aminopenicillin mit β-Lactamase-Inhibitor, Alternativen sind Clindamycin oder Gentamicin.
Operationen mit Eröffnung des Darmtrakts Cephalosporin oder Aminopenicillin mit β-Lactamase-Inhibitor kombiniert mit Metronidazol, alternativ Clindamycin oder Gentamicin kombiniert mit Metronidazol.
Operationen ohne Darm- oder Harntrakteröffnung, Operationen an den äußeren Genitalien nur bei Risikofaktoren (*) für eine Wundinfektion wird eine Antibiotikaprophylaxe mit einem Cephalosporin oder Aminopenicillin mit β-Lactamase-Inhibitor i. v. empfohlen, Alternativen sind Clindamycin oder Gentamicin.
Häufig wird eine Antibiotikaprophylaxe bei größeren Operationen auch ohne das Vorliegen von Risikofaktoren empfohlen.
TURB, TURP, Ureterorenoskopie, perkutane Nephrolitholapaxie Aminopenicillin mit β-Lactamase-Inhibitor oder Cephalosporin, Alternativen sind Clindamycin, Cotrimoxazol oder Gentamicin.
Transperineale Prostatabiopsie Aminopenicillin mit β-Lactamase-Inhibitor oder Cephalosporin als Einzelgabe, Alternativen sind Clindamycin oder Gentamicin.
Transrektale Prostatabiopsie Aminopenicillin mit β-Lactamase-Inhibitor, Gentamicin, Fosfomycin oder Cephalosporin, Dosierung über 1–3 Tage, teilweise auch kombiniert angewendet. Ein vorheriger Rektalabtrich mit Resistenzprüfung hilft bei der Entscheidung.

Dosierungen der perioperativen Antibiotikaprophylaxe





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Literatur

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