Dr. med. Dirk Manski

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Vasektomie: Operative Technik (No-Scalpell) und Komplikationen

Indikationen der Vasektomie

Die Vasektomie ist ein chirurgischer Eingriff zur Sterilisation des Mannes, der häufig als dauerhafte Methode der Kontrazeption eingesetzt wird. Beide Samenleiter werden durchtrennt und verschlossen, damit gelangen die Spermatozoen nicht mehr in die Samenflüssigkeit.

Kontraindikationen

Gerinnungsstörungen und andere Krankheiten, welche gegen einen elektiven planbaren Eingriff sprechen. Die Vasektomie ist nicht als kurzfristige Form der Kontrazeption geeignet und sollte Männern mit späterem Kinderwunsch nicht angeboten werden.

Operationstechnik der Vasektomie

Präoperative Vorbereitung:

Rückenlage. Lokalanästhesie ist die Regel, eine Allgemeinanästhesie ist nur bei Kontraindikationen gegen Lokalanästhetika oder bei Angstpatienten indiziert. Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Risikofaktoren für Wundinfektionen.

Lokalanästhesie:

Die Samenleiter werden abwechselnd in der Mittellinie des Skrotums unterhalb des Penis getastet. Nach Infiltration der Raphe scroti im Bereich der geplanten Wundöffnung werden beide Samenleiter in Richtung der äußeren Leistenringe mit Lokalanästhetikum infiltriert, z.B. Lidocain 1% oder Ropivacain 0,5% 5 ml je Seite. Siehe auch Pharmakologie, Nebenwirkungen und Kontraindikationen der Lokalanästhetika. Die Einwirkzeit sollte mindestens 10 min betragen. Eine weitere Spritze mit 5–10 ml Lokalanästhetikum sollte während des Eingriffs verfügbar sein.

Operative Technik der Vasektomie:

Mit der linken Hand wird der Samenstrang gegriffen, der Samenleiter vom umliegenden Gewebe und den Gefäßen isoliert und zwischen Daumen und Zeigefinger fixiert [Abb. Technik der Vasektomie]. Der Samenleiter wird mit einer scharfen Ringklemme (Tuchklemme) so knapp als möglich gefasst. Wenn dieser Schritt schmerzt, sollte zusätzliches Lokalanästhetikum lokal infiltriert werden.


Operative Technik der Vasektomie: Fixierung des Samenleiters und Hautschnitt (etwa 1 cm) entlang der gestrichelten Linie.
Abbildung Operative Technik der Vasektomie: erster Schritt

Inzision der Haut von etwa 1 cm Länge über dem Samenleiter, alternativ wird die Haut mit Hilfe von einer speziellen Klemme aufgedehnt (No-scalpel vasectomy, Vasektomie ohne Skalpell). Spreizen der Gewebeschichten über dem Samenleiter und Abpräparation, bis die Wand des Samenleiter erreicht wird. Der Samenleiter wird aus der Wunde luxiert, das umliegende Gewebe wird abgeschoben, bis etwa 3 cm Ductus deferens freipräpariert sind [Abb. Technik der Vasektomie].


Operative Technik der Vasektomie: Isolierung des Samenleiters.
Abbildung Operative Technik der Vasektomie: zweiter Schritt

Absetzen von etwa 2 cm Ductus deferens. Das distale Ende wird koaguliert und einfach ligiert. Das proximale Ende wird koaguliert, umgeschlagen und ligiert. Subkutannaht mit Trennung der beiden ligierten Samenleiterenden [Abb. Technik der Vasektomie]. Hautnaht. Gleichsinniges Vorgehen auf der kontralateralen Seite.


Operative Technik der Vasektomie: Wundverschluss.
Abbildung Operative Technik der Vasektomie: dritter Schritt

Technische Modifikationen der Vasektomie-Technik

Verschiedene Modifikationen der Standardtechnik für eine Vasektomie werden angewendet, um die Sterilisation zuverlässiger zu erreichen oder um die Komplikationen zu senken.

No-scalpel-Vasektomie: Ohne Skalpell

Die no-scalpel-vasectomy verzichtet auf den Hautschnitt. Mit Hilfe von speziellen Klemmen wird die Haut perforiert und gedehnt, darüber wird der Samenleiter mit speziellen Häkchen entwickelt, koaguliert und ligiert. Die Komplikationsrate ist in vergleichenden Studien geringer [Cook 2007].

Open-Ended Vasektomie

Bei der Open-Ended-Vasektomie wird das distale Ende des Ductus deferens nicht koaguliert oder ligiert, die Enden des Ductus deferens werden durch Faszieninterposition voneinander getrennt. Ziel ist die Vermeidung eines Nebenhodenüberdrucks und damit eine Reduktion der Post-Vasektomie-Schmerzen. Langfristig angelegte Studien sind nicht verfügbar.

Nachsorge

Wundkontrollen. Durchführungen von mindestens zwei Spermiogrammen 1–3 Monate nach Vasektomie zur Dokumentation der Sterilität.

Komplikationen der Vasektomie

Blutung und Hämatom. Wundinfektion. Persistierende Schmerzen nach Vasektomie (siehe unten). Persistierende Fertilität (z. B. durch Rekanalisation, doppelter Samenleiter). Der Pearl-Index beträgt etwa 0,1–0,15 nach Vasektomie (Griffin u.a., 2005), das bedeutet 1--2 Schwangerschaften pro 1000 Frauen und Jahr.

Post-Vasektomie Schmerzsyndrom

Das Post-Vasektomie Schmerzsyndrom ist ein seltenes chronisches Schmerzsyndrom, welches sofort oder bis zu mehrere Jahre nach Vasektomie entsteht. Die Häufigkeit wird mit 1–5% angegeben, je nach Definition des chronischen Schmerzsyndroms. Mehrere Ursachen wurden postuliert: Nervenverletzung, Spermagranulom, Rückstau in den Nebenhoden und chronische Entzündung.

Die Therapie des Post-Vasektomie Schmerzsyndroms besteht in der Gabe von Schmerzmedikamenten (siehe Abschnitt Schmerztherapie), Exzision des Spermagranuloms, Neurolyse und Denervierung des Samenstrangs und Durchführung einer Vasovasostomie. Studien mit längerer Nachbeobachtung des Therapieerfolges sind nicht verfügbar.

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Literatur

Cook, L. A. u. a. Scalpel versus no-scalpel incision for vasectomy. In: Cochrane Database Syst Rev (2007), S. CD004112.


  English Version: Vasectomy