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Harnstau: Diagnose und Therapie der Hydronephrose
Harnstau ist eine Abflussbehinderung des Urins mit unterschiedlichen Schweregraden (Grad 1–4) in den ableitenden Harnwegen mit einer Erweiterung der Hohlsystems. Die daraus resultierende Druckerhöhung kann zu Schäden an den ableitenden Harnwegen und Nieren führen, es besteht die Gefahr einer Urosepsis und Niereninsuffizienz. Synonyme: obstruktive Uropathie, Hydronephrose (griechisch für Wasser in der Niere).
Klassifikation des Harnstaus in Grad 1–4
Differentialdiagnose Hydronephrose: Welche Ursachen führen zu Harnstau?
Harnstauung durch Harnverhalt:
Obstruktion im Bereich der Prostata:
BPH, Prostatakarzinom, Harnblasentumor, Harnblasenstein, Harnblasenhalssklerose, Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie (DSD).
Obstruktion im Bereich der Harnröhre:
Striktur, Klappen, Karzinom, Konkremente, Fremdkörper, Phimose.
Funktionsstörungen der Harnblase:
Neurogene Funktionsstörungen des unteren Harntrakts, Medikamente (Anticholinergika, Neuroleptika), Alkohol, Kälte, Operationen im Becken, Diabetes mellitus.
Harnstau durch Uretererkrankungen (intrinsische Ursachen):
- Harnleiterstein
- Koagel bei Makrohämaturie [Abb. Nierenbeckentamponade]
- Angeborene Erkrankungen: Harnleiterabgangsenge, vesikoureteraler Reflux, Megaureter, Ureterozele, Ureterstriktur, Megakalikose, Kelchdivertikel.
- Benigne Ureterstrikturen: nach Stein(therapie), Infektionen (Tuberkulose, Bilharziose), idiopathisch.
- Ureterkarzinom
Hydronephrose durch iatrogene Ursachen:
- Intraoperative Verletzungen: Rektumchirurgie, Hysterektomie, Gefäßoperationen. Das Spektrum reicht von ischämischen Strikturen bis zu kompletter Durchtrennung und Ligatur.
- Bestrahlung
Harnstau durch Erkrankungen des Gefäßsystems:
- Aortenaneurysma
- Nierenarterienaneurysma
- Aneurysma der iliakalen Gefäße
- Retrokavaler oder retroiliakaler Ureter
- Ovarialvenenthrombose: 1/3000 Schwangerschaften, kann eine Hydronephrose auslösen.
Hydronephrose durch Erkrankungen des weiblichen Genitales:
- Bei einer Schwangerschaft kann der vergrößerte Uterus den Harnleiter komprimieren (rechts häufiger als links).
- Endometriose: zyklische Flankenschmerzen, Dysurie, Makrohämaturie
- Extrauterine Schwangerschaft
- Tuboovarialer Abszess
- Beckenbodenschwäche mit Organprolaps
- Ovarialzysten, Ovarialkarzinom, Uterus myomatosus...
Harnstau durch Erkrankungen des Retroperitoneums:
- Retroperitoneale Tumoren: Lymphome, retroperitoneale Sarkome, primär retroperitoneale Keimzelltumoren.
- Lymphknoten- oder Fernmetastasen: Prostatakarzinom, Zervixkarzinom, Mammakarzinom, Kolonkarzinom, Magenkarzinom, Harnblasenkarzinom, ....
- Retroperitoneale Fibrose
- Pelvine Lipomatose: seltene Erkrankung mit Fetteinlagerungen retroperitoneal mit (kranialer) Verdrängung von Harnblase und Ureteren.
Diagnostischer Gang
- Laboruntersuchungen: Urin Sediment, Serum Elektrolyte und Kreatinin.
- Sonographie Niere und Harnleiter: Graduierung von Harnstau, Beurteilung der Nierenparenchymdicke [Abb. zweitgradiger Harnstau und Abb. viertgradiger Harnstau], Suche nach Nierensteinen oder Raumforderungen. Ausschluss eines Harnverhalts.
- Urogramm oder CT-Abdomen nativ bei V. a. Urolithiasis. CT-Abdomen mit KM oder MRT bei V. a. extrinsische Obstruktion.
- Nierenfunktionsszintigramm: zur Differenzierung zwischen einer urodynamisch wirksamen Obstruktion oder Ektasie des Kelchsystems ohne Obstruktion. Sicherung und Bestimmung der Nierenfunktion vor operativen Interventionen.
- Retrograde Pyelographie und Ureterorenoskopie: Sicherung der Diagnose, kurative Therapie oder Entlastung des Harntrakts mit einer Harnleiterschienung.
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English Version: hydronephrosis