Dr. med. Dirk Manski

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Makroskopische Anatomie der Prostata und akzessorischen Geschlechtsdrüsen

Zu den akzessorischen Geschlechtsdrüsen werden gerechnet: Samenblasen (Vesicula seminalis), Vorsteherdrüse (Prostata) und Cowper-Drüsen (Glandulae bulbourethrales).

Vesicula seminalis (Samenblasen)

Die paarigen Vesiculae seminales (Samenblasen) liegen hinter der Harnblase und sind jeweils etwa 5×1×1 cm groß. In enger Nachbarschaft liegt dorsal das Rektum und kranioventral der Ureter. Der Ausführungsgang der Samenblase mündet in die Ampulla ductus deferentis und bildet den Ductus ejaculatorius. Für die Anatomie der ableitenden Samenwege siehe Anatomie der Hoden.

Prostatazonen nach McNeal (1988) in der Sagittalebene: die Transitionalzone (TZ) umgibt die Harnröhre zwischen Colliculus und Harnblasenhals. Die Innenzone (CZ) umgibt die Ductus ejaculatorii. Die Außenzone beinhaltet die peripheren Drüsenabschnitte der Prostata (PZ). Das anteriore fibromuskuläre Stroma (AFS) liegt ventral der periurethralen Mantelzone.
Prostata Anatomie Prostatazonen nach McNeal Innenzone Außenzone Mantelzone

Prostata (Vorsteherdrüse)

Die Prostata ist ein pyramidenförmiges Organ mit Apex (Übergang in die Harnröhre) und Basis (Übergang in die Harnblase), welches unterhalb der Harnblase vor dem Rektum lokalisiert ist. Die Prostata wiegt ungefähr 20 g (3 cm lang, 4 cm breit, 2 cm dick), es bestehen erhebliche Schwankungen. An der Basis der Prostata liegen die Vesiculae seminales.
Durch die Prostata zieht die Pars prostatica der Harnröhre, in deren Mitte am Colliculus seminalis (Verumontanum oder Samenhügel) die paarigen Ductus ejaculatorii münden.
Der Utriculus der Prostata ist ein Rest des Müllergangs und ist mittig auf dem Colliculus als kleine Öffnung zu erkennen. Meist ist er nur 6 mm groß, kann aber Ausgangspunkt von Divertikeln oder Zysten werden.
Weiterhin münden in die Pars prostatica der Harnröhre ungefähr 30 Prostatadrüsen mit einzelnen Ausführungsgängen.

Bindegewebshüllen der Prostata:

Die Prostata ist von einer derben Organkapsel umgeben. Apikal fixieren die paarigen Ligg. puboprostatica die Prostata am Schambein. Die Organkapsel ist apikal am Übergang zum Schließmuskel und basal am Übergang zur Harnblase nicht nachweisbar. Die Organkapsel der Prostata wird von einer dünnen Prostatafaszie umgeben. Ventral werden die Prostata und die periprostatischen Gefäße und Nerven von der endopelvinen Faszie (viszerales Blatt der Fascia diaphragmatis pelvis superior) überzogen, die nach lateral auf den benachbarten M. levator ani (Pars pubococcygea) umschlägt (parietales Blatt der Fascia diaphragmatis pelvis superior). Die Umschlagfalte wird Arcus tendineus fascia pelvis genannt. Dorsal bildet die Denovilliers-Faszie die Abgrenzung zum Rektum. Die zahlreichen Äste des N. cavernosus verlaufen im Raum zwischen der Prostatafaszie, der Denonvilliers-Faszie und der endopelvinschen Faszie latero-dorsal der Prostata [Abbildung Faszienumhüllung der Prostata].

Faszienumhüllung der Prostata (Martinez u.a., 2007). DVC=dorsaler Venenplexus (Santorinii). Endop. F.=endopelvine Faszie (viszerales Blatt bedeckt die Prostata, parietales Blatt auf dem M. levator ani). PF=Prostatafaszie. DF=Denonvilliers-Faszie. NVB=Gefäßnervenbündel mit Ästen des N. cavernosus.
Abbildung Faszienumhüllung der Prostata DVC=dorsaler Venenplexus (Santorinii). Endop. F.=endopelvine Faszie (viszerales Blatt bedeckt die Prostata, parietales Blatt auf dem M. levator ani). PF=Prostatafaszie. DF=Denonvilliers-Faszie. NVB=Nerven-Gefäß-Bündel mit Ästen des N. cavernosus.

Der M. rectourethralis ist ein glattmuskulärer Y-förmiger Muskel, welcher dorsal am Apex der Prostata liegt. Er entspringt zweischenkelig am Rektum und inseriert am perinealen Fettkörper, dadurch trennt der Muskel die Harnröhre vom Rektum (Brooks u.a., 2001).

Zonale Gliederung der Prostata:

Nach embryologischen und pathologischen Gesichtspunkten kann die Prostata in folgende Zonen eingeteilt werden [Abb. Prostatazonen nach McNeal]:

Transitionalzone der Prostata:

Die Transitionalzone (auch periurethrale Mantelzone oder Übergangszone genannt, engl. transition zone) umgibt die Harnröhre zwischen Colliculus und Harnblasenhals. Die Transitionalzone stellt ungefähr 5–10 % des Prostatavolumens und ist bei der BPH stark vergrößert.

Innenzone der Prostata:

Die Innenzone der Prostata (engl. central zone) umgibt die Samenwege und stellt etwa 20 % des Prostatavolumens.

Außenzone der Prostata:

Die Außenzone der Prostata (engl. peripheral zone) stellt 70 % des Prostatavolumens, sie bilden die peripheren Drüsenabschnitte der Prostata und umgeben die Harnröhre distal des Colliculus.

Anteriores fibromuskuläres Stroma:

5 % des Prostatavolumens, liegt ventral der periurethralen Mantelzone und enthält keine Prostatadrüsen.

Glandulae bulbourethrales

Die paarigen Cowper-Drüsen (Glandulae bulbourethrales) sind linsengroße Drüsen, welche auf Höhe des Beckenbodens liegen und über einen 2–5 cm langen Ausführungsgang in die Pars spongiosa der Harnröhre münden (Abbildung zystoskopischer Befund der Mündung der Cowperdrüsen).

Gefäß- und Nervenversorgung der Prostata

Die männlichen akzessorischen Geschlechtsdrüsen werden von Ästen der Vasa iliaca interna versorgt.

Arterien der Prostata:

Die A. vesicalis inferior tritt laterodorsal an die Prostata heran und zweigt sich dann in urethrale und kapsuläre Äste auf. Die urethralen Äste durchbrechen die basale Prostata/Harnblasenhals bei 4 und 8 Uhr (Sicht aus Steinschnittlage) und versorgen die periurethrale Mantelzone. Bei einer Adenomenukleation oder TURP sind Blutungen deshalb am Harnblasenhals bei 4 und 8 Uhr (Sicht aus Steinschnittlage) zu erwarten. Die kapsulären Äste verlaufen außerhalb der Organkapsel posterolateral der Prostata mit dem N. cavernosus bis zum Beckenboden, die Prostataäste zweigen rechtwinklig ab und durchbrechen dann die Organkapsel. Weitere arterielle Versorgung: Äste aus der A. rectalis media, A. pudenda interna, A. obturatoria.

Venen der Prostata:

Der Plexus vesicoprostaticus drainiert das Blut aus den Geschlechtsdrüsen in die V. iliaca interna. Besonders kräftig ist der Plexus unter den Ligg. puboprostatica ausgeprägt (Plexus Santorinii), dort drainiert das Penisblut in den Plexus.

Nerven der Prostata:

Die vegetative Innervation erreicht die Prostata über den Nervus cavernosus und zieht mit den arteriellen Ästen in das Organ. Der N. cavernosus verläuft in der Faszienumhüllung der Prostata (zwischen Organkapsel und Faszienbedeckung des M. levator ani) latero-dorsal der Prostata.

Parasympathische Signale stimulieren die Drüsenaktivität und glattmuskuläre Dilatation. Für die glattmuskuläre Dilatation wird NO von parasympathischen Nerven freigesetzt und durch Phosphodiesterasen inaktiviert. Phosphodiesterasehemmer wie Tadalafil sind bei der Behandlung der symptomatischen BPH wirksam.

Die sympathische Innervation über α1-Rezeptoren vermittelt die glattmuskuläre Kontraktion. In der Prostata sind α1A-Rezeptoren häufig. Eine adrenerge Stimulation von α1-Rezeptoren führt zu einer Erhöhung des Harnblasenverschlusses durch Kontraktion des inneren glattmuskulären Sphinkters und Verschluss des Harnblasenhalses. Die Blockade von α1-Rezeptoren führt zu einer Verminderung des Harnblasenverschlusses, α1-Blocker werden zur Therapie der BPH eingesetzt.

Mikroskopische Anatomie (Histologie) der Prostata

Histologie der Vesicula seminalis

Die Samenblase besteht aus einem etwa 15 cm langen, gewundenen Drüsenschlauch mit kräftiger Muskelwandung, dieser ist mit ein- bis zweireihigem hochprismatischem Epithel ausgekleidet.

Histologie der Prostata

Tubuloalveoläre Drüsen mit zwei- oder mehrreihigem Epithel, das flach, isoprismatisch oder hochprismatisch sein kann. Zwischen den hochprismatischen Zellen mit apikalen Sekretgranula liegen Basalzellen, aus denen sich das Epithel ständig regeneriert. Jeder Drüsenazinus wird von Bindegewebe und glatter Muskulatur (fibromuskuläres Stroma) umgeben. Das Stroma macht ungefähr 70% der Prostatamasse aus. Die Prostatadrüsen münden beidseits des Samenhügels in die prostatische Harnröhre. Während der Ejakulation führt die Kontraktion der glatten Muskulatur zur Exprimierung der Drüseninhalte.

Histologie der Glandulae bulbourethrales

Die Cowper-Drüsen bestehen aus tubulären Drüsen, die von glatter Muskulatur umgeben sind.

Physiologie (Funktion) der Prostata

Funktion und Sekret der Vesicula seminalis

Die Samenblase produziert ein alkalisches (pH 7,4), gallertartiges und fruktosehaltiges Sekret, welches die Hälfte des Ejakulatvolumens bildet.

Funktionen und Sekret der Prostata

Das Prostatasekret ist dünnflüssig, leicht sauer (pH 6,4) und macht etwa 20% des Samenvolumens aus. Es enthält Spermin (Motilität der Spermien), Spermidin, Prostataglandine (Uterusstimulation), Zink, Zitronensäure (Puffer), Immunglobuline, Phosphatasen und Proteasen zur Verflüssigung des Spermas.

Neben der Drüsentätigkeit ist die Prostata Schaltstelle für die Harn- und Samenwege. Die Miktion wird durch parasympathische Aktivierung bei gleichzeitiger sympathischer Hemmung ermöglicht, dies führt zur Erschlaffung des Harnblasenhalses und Verringerung des Auslasswiderstandes.

Die Ejakulation wird durch den Sympathikus gesteuert. Die Aktivierung der prostatischen Alpha-Rezeptoren führt zur Kontraktion des glattmuskulären Stromas und Harnblasenhalses, wodurch der Inhalt der Prostatadrüsen freigesetzt und der Blasenhals für eine antegrade Ejakulation verschlossen wird. Verletzungen der sympathischen Nervenfasern bei Operationen wie z.B. der retroperitonealen Lymphadenektomie führen zu einer retrograden Ejakulation.




Weiterführende Information: ausgehend von der Prostata wächst der häufigste Tumor des Manns, der Prostatakrebs oder das Prostatakarzinom. Das Prostatakarzinom liegt in der Krebsstatistik hinter den bösartigen Tumoren von Lunge und Darm.




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Literatur Prostata

Benninghoff 1993 BENNINGHOFF, A.: Makroskopische Anatomie, Embryologie und Histologie des Menschen.
15. Auflage.
Mnchen; Wien; Baltimore : Urban und Schwarzenberg, 1993

Brooks u.a. 2001 BROOKS, J. D. ; EGGENER, S. E. ; CHAO, W. H.: Anatomy of the rectourethralis muscle.
In: Eur Urol
41 (2001), S. 94–100

McNeal 1988 MCNEAL, J. E.: Normal histology of the prostate.
In: Am J Surg Pathol
12 (1988), S. 619–633


 


  English Version: Anatomy of the prostate gland